Barack Obama und die Israel-Lobby

Grotesk, wie der Favorit fürs Präsidentenamt als Moslem-Freund verunglimpft werden soll.

Mit fairen Mitteln ist Barack Obama im US-Präsidentschaftswahlkampf nicht zu stoppen. Deshalb wenden seine Gegner von Woche zu Woche schmutzigere Tricks an. Erst ließen sie ein Foto kursieren, das den Sohn eines Kenianers in somalischer Tracht mit einer Art Küchenschürze und Turban zeigt. Subtext: Barack Hussein Obama ist in Wirklichkeit nicht einer von uns, sondern ein Moslem-Freund, ein Osama.

Und jetzt verschickt Hillary Clintons Team E-Mails, in denen unterstellt wird, dass ihr Konkurrent von Israel abrücken will. Abgeleitet wird der Humbug unter anderem daraus, dass Ex-Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski den Präsidentschaftskandidaten berät. Brzezinski ist vielen allein deshalb suspekt, weil er das zu Recht umstrittene Buch „Die Israel-Lobby“ lobte. Mindestens ebenso abstoßend wie der Meinungsterror übermotivierter Freunde Israels ist in diesem Fall die unverschämte Verzerrung der Wahrheit: Denn Obama hat bisher keinen Zweifel daran gelassen, dass auch er Amerikas engstem Verbündeten in Nahost die Treue hält. „Haaretz“-Korrespondent Shmuel Rosner berichtete schon vor Monaten, Obama sei genauso pro-israelisch wie Clinton, Bush oder Giuliani.

Auch sonst passt außenpolitisch kein Blatt zwischen die Präsidentschaftskandidaten. Jüngst griff Obama das verbreitete Motiv auf, dass Europa die Drecksarbeit in Afghanistan nicht den USA überlassen dürfe. Es könnten sich noch einige wundern, wie wenig Obama an der Grundausrichtung der USA ändern würde, wenn er tatsächlich Präsident werden sollte. (S. 9)


christian.ultsch@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2008)

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