Iran-Irak: Die Botschaften des Mahmoud Ahmadinejad

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Der Besuch des Präsidenten im Irak zeigt: Teheran ist ein wichtiger Mitspieler im dortigen Machtpoker.

KAIRO. Acht Jahre iranisch-irakischer Krieg unter Saddam Hussein, bei dem eine Million Menschen ums Leben kamen; fast fünf Jahre US-Besatzung nach dem Sturz des Diktators: Der Irak-Besuch von Irans Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad verdient das Prädikat „historisch“. „Wir schlagen ein neues Kapitel brüderlicher Beziehungen auf“, verkündete Ahmadinejad nach seiner Ankunft in Bagdad. Er fügte hinzu: „Ein stabiler, souveräner Irak wird der gesamten Region von Nutzen sein.“

Ahmadinejad hat viele Botschaften im Gepäck. Zu Hause stehen Parlamentswahlen an, und der Präsident steht unter Erfolgsdruck, wenn er will, dass seine Gefolgsleute im Parlament wiedergewählt werden. Viel wichtiger aber ist das Signal in Richtung Westen, das vom wachsenden iranischen Einfluss im Irak kündet.

Teheran sitzt am Drücker

Für den Iraner wird von der gesamten irakischen Regierung – vom kurdischen Präsidenten Talabani bis zu Premier Maliki – der rote Teppich ausgerollt. Das ist eine Anerkennung dafür, dass Ahmadinejad einer der großen Mitspieler im Irak ist. Auch Washington braucht Teheran, um den Irak weiter zu befrieden. Denn die Befriedung läuft bisher alles andere als geradlinig. Konnten die Amerikaner noch den Dezember 2007 als den Monat mit den niedrigsten Gewaltraten seit langem verbuchen, zog die Zahl der durch Anschläge ermordeten Iraker dieses Jahr wieder deutlich an.

Dass es aber doch zu einer relativen Beruhigung der Lage gekommen ist, hat vor allem auch mit der Zurückhaltung der schiitischen Milizen im Irak zu tun. Und da kann Teheran jederzeit per Knopfdruck die Situation wieder eskalieren lassen. So war es sicher kein Zufall, dass Ahmadinejad kurz vor seiner Reise nach Bagdad an die gemeinsamen Sicherheitstreffen erinnerte, die Vertreter Irans und der USA seit Mai 2007 abgehalten hatten. Die Gespräche hätten „sehr dabei geholfen, die Lage im Irak zu stabilisieren“. Der Besuch Ahmadinejads ist so gesehen auch eine Warnung an den Westen, in der Atomfrage die Sanktionsschraube gegen den Iran ja nicht weiter anzuziehen.

US-Präsident George W. Bush bleibt bei seiner alten Rhetorik. „Ahmadinejad ist ein Nachbar, und die Botschaft der Iraker muss sein, dass er aufhört, Waffen zu liefern, mit denen irakische Bürger umgebracht werden“, sagte er in Texas.

Argwöhnische arabische Welt

Daraufhin änderte auch Ahmadinejad seinen Ton. „Es scheint in den USA üblich zu sein, anderen die Schuld an den eigenen Niederlagen in die Schuhe zu schieben“, antworte er und fuhr fort: „Ist es nicht merkwürdig, dass die USA 160.000 Soldaten im Irak stationiert haben und sie uns vorwerfen, wir mischten uns im Irak ein?“

Doch Ahmadinejad muss aufpassen, dass er mit Irans Einfluss im Irak nicht zu sehr auftrumpft. Bei den arabischen Nachbarn läuten ohnehin die Alarmglocken, dass sich der Irak noch in einen iranischen Satellitenstaat verwandeln könnte. Dabei nehmen die Araber die regionale Machtverschiebung durchaus zur Kenntnis. Amerikas Einfluss schwindet in dem Maße, wie der iranische zunimmt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2008)

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