Heimat bist du großer Titel

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Doktor, Magister, Oberstudienrat - Österreich ist vernarrt in seine Titel. Doch birgt die Titelflut auch mancherlei Probleme im Alltag. Abhilfe soll die Neuauflage des Buches "Titel in Österreich" schaffen.

Spätestens wenn es im Wartezimmer des Arztes ertönt: "Frau Hofrat Magister Maier, bitte in die Ordination", ist klar: Österreich liebt und pflegt seine Titel.

Die Titelsucht kann als Relikt der Vergangenheit gesehen werden. So wurde in der Zeit des Frühabsolutismus nach Titeln eine hierarchische Reihung durchgeführt. In der Monarchie überhäufte man Beamte mit Titeln und Nadeln als Entschädigung für eine schlechte Entlohnung. Einen Höhepunkt stellte am Ende der Monarchie Kaiser Karls spöttisch genannter "Sehtitel" dar - er vergab jedem, den er auf der Straße sah, einen Titel.

Was übrig bleibt, sind über 900 österreichische Titelbezeichnungen. Die Titel-Palette reicht vom allseits bekannten "Doktor" oder "Magister" hin zum eher seltenen "Expositus", dem seelsorgerischen Vorsteher einer Expositurgemeinde im Kirchenwesen. Auch für Pädagogen hat man sich etwas einfallen lassen wie etwa die "Obersonderkindergärtnerin" - abgekürzt "OSonderKdg". Im Militärjargon findet sich der militiärische Dienstgrad "Majorveterinär", kurz "MjrVet".

"Titel in Österreich" als Ratgeber

Eine Neuauflage des Buches "Titel in Österreich" ist nun erschienen. Heinz Kasparovsky, im Zivilberuf Abteilungsleiter im Wissensschaftsministerium, hat sich mit der Flut von Anreden befasst. Er weist jedoch gleich im Vorwort darauf hin, dass das Buch nur eine "grobe Übersicht" schafft - rund 900 österreichische Titel werden darin angeführt.

Im Buch findet sich eine hilfreiche Anleitung, wie man beim Zusammentreffen mehrerer Titel bei einer Person korrekt vorgeht. Schon einmal vorweg: Es gibt dafür keine rechtlichen Vorschriften, jedoch Empfehlungen vom Autor. Es hat sich der Brauch eingeführt, die höherrangigen Grade dem Namen am nächsten zu führen. Das hieße dann etwa "Mag. Dr. Max Mustermann".

Strenger sieht man es bei den Magister-, Diplom- und Doktorgraden. Diese sind dem Namen verpflichtend voranzustellen. Ebenfalls genaue Regeln gibt es für die Titel Bachelor, Master und PhD. Diese müssen dem Namen nachgestellt werden, also: "Dr. Max Mustermann" und "Max Mustermann, PhD".

Titel unterschiedlicher Kategorien

Komplizierter wird es, wenn mehrere Titel verschiedener Kategorien aufeinandertreffen, also etwa Berufsbezeichnungen, Amtstitel oder akademische Grade. Hier gilt der Leitsatz: Berufsbezeichnungen zuerst, anschließend kommen Amtstitel und Verwendungsbezeichnung und dann abgestuft Berufstitel, akademische Ehrentitel, Standesbezeichnungen, sonstige Ausbildungsbezeichnungen und schlussendlich die akademischen Grade.

Würde man einem solchen Wunderwuzi begegnen, dann wäre die korrekte Anrede beispielsweise: "Architekt, Univ.Prof., Dr.h.c., I, Akad. Tourismusmanager, DI Max Mustermann PhD". Gleich zur Beruhigung: Kein Titel ist Bestandteil des Namens, das heißt eine allgemeine Verpflichtung zur Führung besteht daher heutzutage nicht mehr.

(APA/Red.)

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