Wettbewerbe: Rollenspiel als akademische Disziplin

In Rechts- und Wirtschaftswissenschaften gehören Simulationen schon länger dazu. Sie können nicht nur Erfahrung, sondern auch ein Praktikum, einen Posten oder Geld einbringen.

Wien(jule). Im Bereich der Rechtswissenschaften haben sie schon Tradition: die Moot Courts, Simulationen, bei denen Jus-Studenten ihr theoretisches Wissen in einer möglichst realitätsnahen Situation anzuwenden. Das Konzept hat mittlerweile Nachahmer in anderen Disziplinen gefunden. Ein kleiner Überblick über die vielfältigen Bewerbe:

•Moot Court Competition:
Der Klassiker. Teams von Jus-Studenten treten in fiktiven Gerichtsverhandlungen gegeneinander an und müssen schriftlich und mündlich zeigen, was sie können. Bei den Bewerben wird auch nach Spezialisierung unterschieden, so ist etwa der Tax Moot Court auf Nachwuchs-Steuerrechtler zugeschnitten. Die Teilnahme an Moot Courts, bei denen die Plädoyers vor Fachexperten gehalten werden, gelten als hervorragende Vorbereitung auf die Praxis.

Im Vorfeld werden die Studenten von Rechtsanwaltskanzleien betreut und können dabei ihr Können unter Beweis stellen. Nicht selten schaut ein Praktikum oder sogar eine Anstellung nach Ende des Studiums heraus.

Zu den international bedeutendsten Jus-Wettbewerben gehören der Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot und der Jessup Moot Court. In Wien gibt es etwa den Zivilrechts-Moot Court der Universität Wien, bei dem Studenten ihr Verhandlungsgeschick vor dem Obersten Gerichtshof zeigen.


Moot Corp Competition: Bei Wettbewerben aus dieser Kategorie werden jährlich die besten internationalen Business-Pläne prämiert. Der erste und nach wie vor angesehenste Bewerb in diesem Bereich ist die Moot Corp Competition der University of Texas at Austin, „the Super Bowl of world business plan competition“. Neben dem besten Business-Plan werden auch die beste Präsentation, das beste Produkt und die beste Idee für einen schnell wachsenden Markt prämiert. Einer der größten Wettbewerbe dieser Art ist in Österreich der „i2b&GO! Businessplan Wettbewerb“ für innovative Produkt- und Dienstleistungsideen, der in jedem Jahr andere Schwerpunkte setzt. In der Vergangenheit waren das etwa Nachhaltigkeit, Women Entrepreneurship oder Teamwork.

Aus Forschung Geld machen

An ein sehr spezielles Publikum richtet sich der 2004 geschaffene Businessplan-Wettbewerb „Best of Biotech“ (BOB). Dabei werden die fünf besten Geschäftsideen zur Vermarktung von Forschungsergebnissen aus dem Bereich Biotechnik ausgezeichnet. Dem Erstplatzierten winkt ein Preisgeld von 15.000 Euro.
•Balkan Case Challenge:
An Studenten aus Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien richtet sich das World University Service Austria mit dem Fallstudienwettbewerb „Balkan Case Challenge“. 150 exzellente Studierende nehmen an der Endrunde dieses seit 2000 jährlich abgehaltenen Fallstudienwettbewerbs teil. Er umfasst vier Gebiete: Internationales und/oder Europarecht, Internationale Beziehungen, Betriebswirtschaft und Informations- und Kommunikationstechnologie.

Die von internationalen Experten zusammengestellten Fälle werden von den Studierenden in internationalen Teams bearbeitet und anschließend vor einer Experten-Jury präsentiert.

http://cisgw3.law.pace.eduwww.ilsa.org/jessup

www.bestofbiotech.at

www.bcchallenge.org

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2008)

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