Mühlviertler Festival: 60 Biere, 11 Brauereien

(c) APA (Frank Leonhardt)
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Das Freistädter Bierfestival lockt am Wochenende mit 60 Biersorten. Sie alle stammen aus derselben Region.

Freistadt. „Wenn die Leute einmal im Mühlviertel waren, dann kommen sie nicht mehr davon los“, ist Markus Rubasch überzeugt. Als Prämonstratenser Chorherr und Leiter der Stiftsbrauerei in Schlägl kann er wohl kaum anderes sagen. Einer der Gründe, warum die Leute gerne wiederkommen, dürften die 25.000 Hektoliter Bier sein, die die Stiftsbrauerei jährlich produziert.

Dabei brauen im oberösterreichischen Mühlviertel nicht nur die Mönche. Die ganze Region sieht sich selbst gerne als eine Art Feinkostladen für Bierspezialitäten abseits der Massenware. Insgesamt 60 verschiedene Sorten aus elf Brauereien werden Freitag und Samstag beim zweiten Mühlviertler Bierfestival in Freistadt vorgestellt.

Wie das Stift Schlägl wird unter den Ausstellern auch die Brauerei Hofstetten sein, die, 1229 erstmals urkundlich erwähnt, als die älteste Brauerei Österreichs gilt. Jens Luckart ist dort Braumeister, er stellt jährlich 6000 Hektoliter Bier her. Er vergleicht das Mühlviertel gerne mit der Toskana. „Was für die der Wein ist, ist für uns das Bier.“ Auch wenn er zugibt, dass es dort wärmer ist.

Dafür sprudelt aus Granit und Gneis extra weiches Wasser. „Es sagen ohnehin alle Brauer, dass sie das beste Wasser haben. Aber es stimmt nirgends so sehr, wie hier im Mühlviertel.“ Der „Platzhirsch“ der Region ist die seit 1777 bestehende „Braucommune“ aus Freistadt. Eine Organisationsform, die vor dem Aussterben steht: Die Brauerei scheint im Handelsregister nämlich als die letzte dieser Art auf, nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa.

Ihr Prokurist, Ewald Pöschko, ist Obmann der Mittelstandsbrauereien Österreichs. „Wenn die Leute genug vom Einheitsbier haben, ist es gut für sie zu wissen, wo sie Spezialitäten bekommen.“ Freistädter Biere – Jahresausstoß rund 60.000 Hektoliter – werden, wie dies bei mittelständischen Betrieben oft üblich ist, „rund um den Schornstein“ verkauft.

Eine kleine Menge, vor allem Bock, wird jedoch exportiert. Akkurat nach Tschechien, dem Mutterland großer Biere.

Mit besonderer Spannung werden beim Bierfestival einige Neukreationen erwartet. So braut Hofstetten seit kurzem ein Kräuterbier; mit Küchengewürzen wie Ysop, Zitronenverbene oder Paradieskörnern. Ebenfalls auf der Karte: das Bio-Roggen aus Schlägl und das Bio-Zwickl aus der Braucommune.

„Bio“ wird beim Bier überhaupt immer wichtiger. So wie der Einsatz heimischer Grundprodukte. Die Brauereien sichern sich über langfristige Verträge die knappen Rohstoffe Braugerste und Hopfen.

Der wächst auch im Mühlviertel und wurde durch die guten Preise der Lieferverträge zu einem wichtigen Produkt der dortigen Landwirtschaft. Auch Brauereien außerhalb des Viertels an der Mühl wissen diesen Hopfen zu schätzen. So bezieht etwa die in Salzburg angesiedelte größte Privatbrauerei Österreichs, Stiegl, bereits wesentliche Teile ihres Hopfens aus der Region nördlich der oberösterreichischen Landeshauptstadt.

Marktnische Biertourismus

Das Brauwesen wirkt sich inzwischen auch auf Lieferanten und Gastronomie positiv aus. Erste Ansätze, den Tourismus mit Bierangeboten zu beleben, sind am „Mühlviertler Biererlebnis“ und erschwinglichen Pauschalangebote zu erkennen. Verglichen mit der Reise zum Wein ist die Bierreise eine kleine, aber rasch wachsende Nische der Fremdenverkehrswirtschaft.

AUF EINEN BLICK

www.muehlviertler-bierfestival.atDas Bierfestival im Mühlviertel bietet von Freitag bis Samstag 60 Biere aus 11 Brauereien zum Verkosten. Darunter Gerstensaft aus der Brauerei Hofstetten, der ältesten Brauerei Österreichs.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2008)

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