Verstärkter Wettbewerb um Pflegepersonal ab 2017

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Wegen einer Pensionierungswelle droht ein neuer Engpass an Pflegekräften. Bemühungen um die Übertragung von Kompetenzen von Ärzten sind im Gang.

Salzburg. „Die Situation hat sich leicht entspannt.“ Nach einem Alarmruf vor gut zwei Jahren atmet der Vorsitzende der Vereinigung österreichischer Pflegedirektoren, Karl Schwaiger aus Hallein, bezüglich der Beschäftigung von Pflegekräften in den Krankenhäusern vorerst einmal auf. Was das Pflegepersonal betrifft, so sei die Lage in Spitälern aber besser als in Pflegeheimen und bei der mobilen Pflege. Im Gespräch mit der „Presse“ blickt der Sprecher der Pflegedirektoren allerdings bereits wieder sorgenvoll wegen eines drohenden Engpasses in die nahe Zukunft. Denn schon ab dem Jahr 2017 stehe eine Welle von Pensionierungen bevor. Gleichzeitig wird in den kommenden Jahren auch für die Pflegeeinrichtungen der Wettbewerb um Jugendliche, die sich ausbilden lassen, härter. Die Konkurrenz steigt. Es gebe aufgrund niedriger Geburtenraten einen „Mangel an Jugendlichen, die gleichzeitig von allen Berufsgruppen umworben werden“, prognostiziert Schwaiger.

Kompetenzen sind aufgesplittet

Insgesamt sind in Österreich rund 80.000 Pflegekräfte im stationären Bereich tätig, dazu kommen noch einmal rund 40.000 Beschäftigte im mobilen Betreuungs- und Pflegeeinsatz. Die Situation wird auch durch die Aufsplittung der Kompetenzen erschwert. Denn der Pflegesektor in den Krankenhäusern, wo in den vergangenen Jahren Akutbetten ab- und Pflegebetten ausgebaut wurden, ressortiert zum Gesundheitsministerium. Deren Finanzierung läuft über die Krankenversicherung. Für die Pflegeheime und die mobile Pflege ist hingegen das Sozialministerium zuständig.

Attraktiver durch Spezialisierung

An Attraktivität gewinnen sollen die Pflegeberufe auch durch Verbesserungen in der Ausbildung sowie die Möglichkeit, künftig Tätigkeiten, die bisher von Ärzten durchgeführt wurden, zu übernehmen. Als Beispiel führt Schwaiger die Inkontinenzversorgung von Patienten an: „Warum soll das nur ein Arzt verordnen?“ Schließlich seien die Pflegekräfte durch den Kontakt mit den Patienten dauernd damit konfrontiert. Gleiches gelte etwa auch für die Benützung eines Rollators. Die speziell ausgebildeten Kräfte würden in allen Bereichen gebraucht, auch in den Heimen und bei der mobilen Pflege, wo nicht ständig ein Arzt zur Verfügung stehe. Gespräche mit der Ärztekammer laufen.

Umgekehrt sind die zuständigen Landespolitiker ebenfalls am verstärkten Einsatz von gut ausgebildetem Pflegepersonal statt der Ärzte interessiert. Denn damit könnten Spitalsärzte entlastet werden. Deren Höchstarbeitszeiten müssen aufgrund der EU-Vorschriften ohnehin reduziert werden. (ett)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2014)

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