Gutscheine statt Pflegegeld erhitzt Gemüter

Stempel Pflegegeld
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Um die Kosten für die Pflege zu bremsen, werden mehr Sach- statt Geldleistungen überlegt.

Wien. Ist die Auszahlung von Pflegegeld an rund 450.000 Menschen in Österreich (Details siehe Grafik rechts) die beste und für den Staat auch kostengünstigste Form der Unterstützung von Personen, die Betreuung und Pflege brauchen? Nach dem geltenden System in Österreich wird je nach dem Grad der notwendigen Betreuung ein Pflegegeld (gestaffelt in sieben Stufen) an Betroffene ausbezahlt. Kritiker warnen allerdings, dass zumindest ein Teil der Summe in die Brieftaschen von Angehörigen fließe, statt dass das Geld für Pflegeleistungen der betroffenen Menschen ausgegeben werde. Das widerspreche der Idee des Pflegegeldes.

Eine Studie, wie viel Pflegegeld auf diese Weise etwa bei den Enkeln landet, gibt es allerdings nicht. Insgesamt werden allein für das Pflegegeld, das von Ex-Sozialminister Josef Hesoun gemeinsam mit ÖVP-Sozialsprecher Gottfried Feurstein ab Juli 1993 durchgeboxt wurde, rund zwei Milliarden Euro aufgewendet.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) stieß in der Vergangenheit allein mit dem Nachdenken über einen Ausbau von Sachleistungen auf erbitterten Widerstand. Von Experten erhält er aber Schützenhilfe. Sie schlagen unter anderem vor, vermehrt Gutscheine auszugeben, mit denen dann Pflege und Betreuung „gekauft“ werden können.

Einschränkung für Betroffene

Die ÖVP-Senioren mit ihrem Obmann Andreas Khol sehen dahinter eine Einschränkung der Entscheidungsfreiheit von Menschen, die ohnehin auf fremde Hilfe angewiesen sind. Sie wehren sich daher vehement gegen alle derartigen Bestrebungen. Hintergrund dafür ist auch: Für diesen Fall wird befürchtet, dass angebotene Sachleistungen für Betroffene rasch teurer würden. De facto erfolge, so lautet ein weiteres Argument der Gegner, mit einer vermehrten Umstellung auf Sachleistungen eine indirekte Subventionierung bestimmter Organisationen, die Betreuungs- und Pflegeleistungen anbieten. Außerdem sei zu befürchten, dass in der Folge auch das Angebot umgehend teurer werde. (ett)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2014)

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