EU-Prognose: Staatsschuldenquote steigt über 80 Prozent

Michael Spindelegger, Schulen, EU
Michael Spindelegger, Schulen, EU(c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
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Österreichs Wirtschaft wird 2014 und 2015 verhalten wachsen, die Reallöhne stagnieren aber weiter. Zugpferd in der Eurozone bleibt die deutsche Wirtschaft.

Wien/Brüssel. Die EU schätzt die Kosten der Hypo-Bad-Bank offenbar höher ein als das Finanzministerium in Wien: Finanzminister Michael Spindelegger hat in seiner Budgetrede vorige Woche einen durch die Hypo-Abwicklung verursachten Anstieg der Staatsverschuldung von 74,5 auf 79,2 des BIPs prophezeit. Die EU-Kommission geht in ihrer gestern veröffentlichten Prognose für die Eurozone aber von einem Sprung auf 80,3 Prozent aus. Erst im kommenden Jahr werde die Schuldenquote auf den von Spindelegger für heuer prophezeiten Wert zurückgehen.

In der Endabrechnung dürfte die Schuldenquote heuer freilich noch höher zu liegen kommen. Im Herbst müssen nämlich, wie berichtet, eine Reihe von ausgelagerten Schulden (etwa der ÖBB und der Bundesimmobiliengesellschaft) eingerechnet werden. Das könnte die Schuldenquote um weitere bis zu fünf Prozentpunkte hochtreiben. Gemildert wird das dann durch eine ebenfalls im Herbst anstehende neue Berechnungsmethode für das Bruttoinlandsprodukt, die das BIP praktisch aller Eurostaaten rechnerisch deutlich erhöhen und die am BIP bemessenen Staatsschuldenquoten entsprechend senken wird. Für Österreich wird dieser rein rechnerische „Schuldenabbau“ rund drei Prozentpunkte ausmachen. Die Schuldenquote dürfte dann in der Gegend des europäischen Schnitts (der bei annähernd 82 Prozent liegt) angesiedelt sein.

Hoffen auf mehr Konsum

Beim Defizit wird Österreich trotz der Hypo mit 2,8 Prozent unter der Maastricht-Grenze von drei Prozent zu liegen kommen. Das Wirtschaftswachstum wird heuer und nächstes Jahr in Fahrt kommen, doch bleibt die EU mit einer Wachstumsprognose von 1,6 Prozent für heuer etwas pessimistischer als die heimischen Wirtschaftsforschungsinstitute, die von 1,7 Prozent realem Wachstum ausgehen.

Motor des Wachstums werde die Inlandsnachfrage sein, meint die EU-Kommission. Die werde hauptsächlich von einer anspringenden Investitionstätigkeit der Unternehmen und von der Bauwirtschaft kommen, die auf die gestiegenen Immobilienpreise mit verstärkter Bautätigkeit reagieren werde. Auch in den privaten Inlandskonsum setzen die EU-Ökonomen gewisse Hoffnungen. Wie der anspringen soll, ist allerdings nicht ganz klar, denn die Reallöhne dürften auch heuer nicht steigen.

Insgesamt erwartet die EU für die gesamte Eurozone heuer 1,2 und im kommenden Jahr 1,7 Prozent Wachstum. Bis auf Zypern dürften alle Eurostaaten BIP-Zuwächse erwirtschaften. Zugpferd in der EU wird weiter Deutschland sein, dessen Wirtschaft heuer um 1,8 Prozent zulegen wird.  (APA/ju)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2014)

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