Sanierung: Bene ohne Eigenkapital

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Büromöbelhersteller braucht einen Investor. Das wichtige Russland-Geschäft liegt derzeit auf Eis.

Wien. Der schwer angeschlagene Büromöbelhersteller Bene will im laufenden Geschäftsjahr 2014/15 (Ende Jänner) ein positives operatives Ergebnis (Ebitda) und ein Betriebsergebnis (Ebit) an der Nulllinie erreichen. Das ist zumindest der Plan, so wie er in dem am Mittwoch veröffentlichten Jahresabschluss 2013/14 steht. Um dieses Ziel – Voraussetzung für das Stillhalteabkommen mit den Banken bis März 2016 – zu erreichen, muss das börsenotierte Familienunternehmen alle Register der Sanierung ziehen.

Denn im abgelaufenen Geschäftsjahr ist der international bekannte Traditionsbetrieb trotz eingeleiteter Restrukturierung noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Bene leidet unter der extensiven Expansion der vergangenen Jahre, unter Überkapazitäten und Folgekosten aus alten Projektgeschäften. Die Aktie des im Mid Market notierten Unternehmens gab um 3,7 Prozent nach.

Während der Umsatz um 24 Prozent auf 163 Mio. Euro schrumpfte, verschlechterte sich das Ebit von minus 17,2 auf minus 24,2 Mio. Euro. Was noch schwerer wiegt: Im fünften Verlustjahr in Folge drehte das Eigenkapital von plus 3,6 auf minus 21,89 Mio. Euro. Der Fortbestand des Unternehmens hänge daher einzig von der „erfolgreichen Umsetzung des Restrukturierungsplanes“ ab, schreibt Wirtschaftsprüfer Ernst & Young, „ohne den Bestätigungsvermerk einzuschränken“.

Finanzvorstand Rudolf Payer will in absehbarer Zeit eine Eigenkapitalquote von 20 bis 25 Prozent erreichen. „Wir werden Anfang 2015 Klarheit über Kapitalmaßnahmen haben“, sagt Payer zur „Presse“. Von Mezzaninkapital über eine Anleihe oder Kapitalerhöhung bis zu einem Investor sei alles möglich.

308 Mitarbeiter abgebaut

Bene hat im Zuge der Restrukturierung, die im Vorjahr rund elf Mio. Euro gekostet hat, den Personalstand um 308 Mitarbeiter auf 1072 Beschäftigte weltweit reduziert. Außerdem wurde der Vertrieb umgekrempelt, man zog sich aus defizitären Regionen zurück und konzentriert sich nun mehr auf Preisqualität statt auf Umsatzvolumen.

Diese Strategie soll heuer und 2015 fortgesetzt werden, die Sanierung werde mindestens zwei Jahre dauern, heißt es. Bereits im Vorjahr hat Bene mit den Banken die Refinanzierung einer 40-Mio.-Euro-Anleihe und den Aufschub der Kredittilgung vereinbart. Im Gegenzug verpfändete die Bene-Familienstiftung ihre Unternehmensanteile an die Banken.

Während der zweistellige Millionen-Großauftrag der National Oil Company in Abu Dhabi – ein Auftrag über 27 Kilometer an Bürotrennwänden – für Auftrieb sorgt, hängt die wirtschaftliche Entwicklung in Russland und der Ukraine wie ein Damoklesschwert über dem Unternehmen. „Russland ist für uns ein wichtiger Markt. Die Kunden haben aber alle bereits in Aussicht gestellten Projekte auf Eis gelegt“, sagt Payer. Eine Prognose zur weiteren Entwicklung wollte er nicht abgeben.

Ein kleiner Lichtblick: Die Korruptionsstaatsanwaltschaft hat laut Payer die im Vorjahr aufgrund einer anonymen Anzeige eingeleiteten Ermittlungen gegen Bene-Manager wegen Konkursverschleppung und Untreue eingestellt. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2014)

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