Jetzt baut sich eine Immobilienblase auf

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In heimischen Ballungszentren laufen die Wohnungspreise den Mieten in atemberaubender Geschwindigkeit davon.

Immobilien gelten als krisensichere Anlage. Entsprechend hoch war in den vergangenen Jahren die Nachfrage. Nicht nur Großanleger haben den Markt kräftig aufgemischt, auch „Kleine“, die sich etwa eine oder zwei Vorsorgewohnungen als Altersvorsorge zulegten, haben kräftig zugegriffen.

Doch jetzt fängt die Sache langsam an, heikel zu werden. Zumindest in Wien scheint sich eine recht ordentliche Immobilienblase aufzubauen. Einen sehr starken Hinweis darauf haben in der vorigen Woche die Immobilienmakler mit ihrem Immobilienpreisspiegel geliefert. Demzufolge sind im Vorjahr in Wien die Eigentumswohnungspreise im Schnitt um 7,2 Prozent gestiegen, die Mieten aber nur noch um 0,11 Prozent. In begehrteren Wohngegenden, wie etwa im siebenten Wiener Bezirk, war es noch krasser: Einer Steigerung der Wohnungspreise um zwölf Prozent stand ein Absinken der Nettomieten um 5,3 Prozent gegenüber.

Schön für die, die schon über vermietete Wohnungen in diesen Gegenden verfügen. Ihr eingesetztes Kapital hat sich durchaus ansehnlich entwickelt. Weniger schön für die, die sich erst jetzt um eine Vorsorgewohnung umschauen: Sie kaufen zu Höchstpreisen und können dies in den Mieten nicht mehr unterbringen. Die erwartbare Rendite ist also jämmerlich und dreht (mit ein bisschen Pech, etwa längerem Leerstand oder dem „Einfangen“ von Mietnomaden) ins Negative.

Das Problem ist, dass bei stagnierenden bis sinkenden Realeinkommen die Mieten in den Ballungszentren am Plafonds angelangt sind, während die Anschaffungspreise noch steigen. Ein klassisches Signal für Blasenbildung.

Aus Anlagegesichtspunkten sind Immobilien zumindest im Kleinanlegerbereich (bei ganzen Zinshäusern mit ausbaufähigen Dachgeschossen sieht die Lage natürlich anders aus) derzeit also keine gute Idee. Passable Renditen sollte man sich, wenn man jetzt einsteigt, jedenfalls nicht mehr erwarten.

Für alle, die Meinl European Land und Immofinanz schon vergessen haben und jetzt meinen, die Alternative seien Immobilienaktien, eine kleine Erinnerung: Mit einer Immobilienaktie beteiligt man sich nicht an Immobilien, sondern an einer Aktiengesellschaft. Man hat also das volle Aktienrisiko – bis hin zum Totalverlust.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2014)

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