Ägypten: Präsidentenwahl wird um einen Tag verlängert

APA/EPA/KHALED ELFIQI
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Mit der Verlängerung soll die Wahlbeteiligung angehoben werden. Am ersten Tag haben lediglich zehn von knapp 54 Millionen Stimmberechtigten gewählt. Die Kandidaten hätten vergeblich Einspruch eingelegt.

Angesichts der geringen Resonanz ist die Präsidentenwhl in Ägypten um einen auf drei Tage verlängert worden. Das berichtete das Staatsfernsehen am Dienstag wenige Stunden vor dem Ende des zweiten Wahltages. Das Nachrichtenportal "Al-Shorouk" meldete, am ersten Tag seien lediglich rund zehn Millionen Ägypter zu den Urnen gegangen. Wahlberechtigt sind etwa 53,9 Millionen.

Aktivisten kritisierten die Verlängerung als Versuch, die Wähler zu den Urnen zu zwingen. Die Website der Zeitung "Al-Shorouk" berichtete, die Wahlkampfteams der beiden einzigen Kandidaten, Feldmarschall Abdel Fattah al-Sisi und Hamdien Sabahi, hätten bei der Wahlkommission vergeblich Einspruch gegen die Verlängerung eingelegt. Die Muslimbrüder hatten zum Wahlboykott aufgerufen.

Nur 37 Prozent Wahlbeteiligung

Das nationale Wahlkomitee bezifferte die Wahlbeteiligung an den ersten beiden Tagen mit 37 Prozent, was deutlich unter jener bei der letzten Präsidentenwahl vor zwei Jahren (45 Prozent) lag. Zur Abstimmung - der ersten Präsidentenwahl seit der Entmachtung des Islamisten Mohammed Mursi im Juli 2013 - waren nur zwei Kandidaten angetreten. Der ehemalige Militärchef Abdel Fattah al-Sisi und der Linkspolitiker Hamdien Sabahi, der bei der letzten Präsidentenwahl 2012 Dritter geworden war - hinter Mursi und dem Kandidaten des alten Regimes, Ahmed Shafik.

Ergebnis wird am 5. Juni bekanntgegeben

Lange Warteschlangen vor den Wahllokalen waren bei Temperaturen bis zu 38 Grad am Dienstag nicht zu beobachten. Dabei hatte die Übergangsregierung Mitarbeitern der Behörden extra freigegeben. Das offizielle Resultat soll am 5. Juni bekanntgegeben werden.

Anhänger von Al-Sisi waren in der Nacht mit ihren Autos hupend und Fahnen schwenkend durch Kairo gefahren, um den erwarteten Sieg des Feldmarschalls zu feiern. Straßenhändler boten T-Shirts mit seinem Foto an. Auch am Dienstagabend waren Al-Sisi-Unterstützer wieder unterwegs - aber nur noch vereinzelt. Sie spielten Musik und forderten die Wähler auf, zu den Urnen zu gehen.

Die Unterstützer seines einzigen Herausforderers Sabahi blieben zurückhaltender. In den Wahllokalen wurden sie teilweise von Al-Sisi-Anhängern angefeindet. In einem leerstehenden Gebäude im Kairoer Stadtteil Heliopolis detonierte am Dienstag ein Sprengsatz. Nach Informationen des Nachrichtenportals "Al-Ahram" wurde ein Mensch verletzt. Am Vortag waren neben einigen Wahllokalen kleinere Sprengsätze detoniert, die Sachschaden verursachten.

Muslimbrüder sehen sich bestätigt

Die Muslimbrüder, die zum Wahlboykott aufgerufen hatten, sahen sich durch die schwache Beteiligung bestätigt. Am Montag waren nach Angaben lokaler Wahlbeobachter etwa zehn Anhänger der Islamisten-Bewegung festgenommen worden, die versucht hätten, die Wahl zu stören. Am Dienstag kam es nicht zu größere Protestaktionen. Einige Beobachter wiesen darauf hin, dass sich ein Teil der Wähler wohl deshalb nicht zum Urnengang habe aufraffen können, weil der Sieg von Al-Sisi ohnehin als sicher gegolten habe.

(APA/dpa/AFP)

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