Auf Organigrammen nach oben gerückt

Facility Management
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Seit mittlerweile 15 Jahren gibt es in Österreich akademische Ausbildungen zum Thema Instandhaltung von Gebäuden. Der Fokus hat sich in dieser Zeit von der Technik auf die Organisation verlagert.

An der Technischen Universität Wien wird Anfang Juni ein besonderes Jubiläum begangen: Seit nunmehr 25 Jahren werden auf dem Gebiet des Immobilienmanagements berufsbegleitende Weiterbildungsprogramme angeboten. Angesichts von rund 850 Abschlüssen ist es keineswegs vermessen, von einer Erfolgsstory zu sprechen. Heute werden fünf einschlägige Programme angeboten – vier davon von der Engineering School und mit dem Professional MBA Facility Management eines von der Business School. Die Abgrenzung ist laut dem Lehrgangsleiter Alexander Redlein keineswegs ein Zufall, denn Facility Management habe man von Anfang an als Managementdisziplin verstanden. Nachsatz: „Durch die Optimierung von Prozessen und Services lassen sich größere Hebel erzielen als durch die Instandhaltung einer Klimaanlage.“

Wie Redlein berichtet, wird der Professional MBA Facility Management seit mittlerweile 15 Jahren an der TU Wien angeboten. „Das Thema Facility Management ist allerdings von Anfang an in unseren Immobilienausbildungen behandelt worden“, sagt der Experte. An der TU habe man jedenfalls in der Ausbildungs- und Forschungstätigkeit früh eine managementorientiertere Sichtweise auf das Thema als so manch andere heimische und internationale Bildungseinrichtung gehabt. „Wir haben uns weniger mit der Wartung, Instandhaltung und Lebenszyklusoptimierung von Gebäuden beschäftigt, sondern mit der Prozessoptimierung“, so Redlein, der in diesem Zusammenhang unter anderem auch der Fachhochschule Kufstein, die den Studiengang Facility Management und Immobilienwirtschaft anbietet, eine Vorreiterrolle zuspricht.

Kerngeschäft unterstützen

„Als Facility Manager ist man für alle das Kerngeschäft unterstützenden Prozesse in einer Organisation verantwortlich“, sagt Albert Pilger, Leiter des Lehrgangs Facility Management des Wifi Wien. Er bestätigt, dass bis vor rund zehn Jahren die meisten Facility-Management-Ausbildungen sehr immobilien- und techniklastig waren. Mittlerweile habe sich aber mehr und mehr die Einsicht durchgesetzt, dass der Management-Aspekt im Mittelpunkt steht – was sich laut Pilger zwar in vielen Lehrplänen widerspiegle, in der beruflichen Praxis allerdings nach wie vor nicht der Fall ist. Konkret spricht der Experte von einer Aufteilung der zu managenden Prozesse in Fläche und Infrastruktur sowie Mensch und Organisation.

Heute meist Teamleiter

An der Donau-Universität Krems wird der Masterlehrgang Facility Management ebenfalls bereits seit 15 Jahren angeboten. Seitdem ist der Lehrplan kontinuierlich adaptiert und überarbeitet worden, berichtet Lehrgangsleiterin Elfriede Neuhold. „Früher war die Ausbildung etwas operativer angelegt, heute kommt dem Managementaspekt eine maßgebliche Rolle zu“, so Neuhold. Schließlich wären Facility Manager in den letzten Jahren in den Organigrammen der Unternehmen mehr und mehr nach oben auf die Managementebene gerückt. „In der Regel hat ein Facility Manager heute ein Team unter sich“, so Neuhold. Dementsprechend werden in Krems auch sogenannte weiche Faktoren wie Kommunikationsfähigkeit und sozialer Umgang in der Ausbildung thematisiert.

Im Rahmen des ersten Moduls der zweijährigen Ausbildung stehen demnach auch die Themen Kommunikationskompetenz und Methodenkompetenz Präsentation auf dem Lehrplan. „Ein Facility Manager muss nicht nur wissen, wie man Inhalte auf den Punkt bringt, sondern auch, was man wem kommunizieren kann“, so die Expertin. Schließlich befinde man sich nicht nur mit seinen Mitarbeitern im Austausch, sondern auch stets mit dem Topmanagement. So oder so hänge der Erfolg am Ende des Tages von den Kommunikationsfähigkeiten ab. Laut Neuhold setze man bei der Vermittlung der kommunikativen Fähigkeiten „auf etwas Theorie und viel auf Praxis“. So müssten die Lehrgangsteilnehmer etwa vor der Gruppe auftreten, um ihre Skills zu verbessern. „Es ist schön zu verfolgen, wie sie sich kontinuierlich verbessern“, berichtet die Lehrgangsleiterin.

Basics weiterhin wichtig

Auch wenn in den vergangenen Jahren neue Schwerpunkte und Inhalte in Facility-Management-Ausbildungen geflossen sind, so kommen Themen wie Gebäudeausrichtung und Infrastruktur nach wie vor eine wichtige Rolle zu. Wie Pilger bestätigt, sind sie auch am Wifi Wien auf dem Lehrplan prominent vertreten. Dasselbe ist ebenso an der TU Wien der Fall. „Wir vernachlässigen nicht Basics wie Bautechnik, Energieoptimierung, Architektur und Lebenszyklusoptimierung“, sagt Redlein. Nichtsdestoweniger sei die Ausbildung schon lange auf Prozessmanagement und New Ways of Working spezialisiert. „Facility Manager müssen sich heute mit neuen Arbeitsweisen und deren Auswirkungen auf den Arbeitsplatz beschäftigen“, sagt er.

So wären gänzlich neue Bürolandschaften vor allem mit Begegnungszonen für informelle und formelle Kommunikation sowie Teamoffices entstanden. „Projekte und damit auch Teams ändern sich heute mehrmals im Jahr. Das muss auch durch Räume und Services abgebildet werden“, so Redlein. Dass damit Kosten verbunden wären, neue Büroformen umzusetzen, die die Flexibilität unterstützen, sei keine Frage. Hingegen würden im Rahmen dieses Prozesses in der Regel Flächen abgebaut werden, wodurch es zum Teil zu erheblichen Kosteneinsparungen kommen könne. Eines steht jedenfalls fest: Vom Klischee des „Hausmeisters mit Krawatte“ kann keine Rede mehr sein.

INFORMATION

Ausbildungen zum Facility Manager (Auswahl):

Donau-Uni Krems:Facility Management, MSc, berufsbegleitend, 15.900Euro. www.donau-uni.ac.at

•TU Wien, CEC: Professional MBA Facility Management, berufsbegleitend, vier Semester, 19.950 Euro. cec.tuwien.ac.at

•FH Kufstein: Facility- & Immobilienmanagement, Bachelor- und Masterstudium, berufsbegleitend sechs bzw. vier Semester, Kosten: rund 380 Euro/Semester. www.fh-kufstein.ac.at

FH Wien der WKW: Immobilienmanagement, Masterstudium, berufsbegleitend, Kosten: rund 380 Euro/Semester. www.fh-wien.ac.at

•Wifi: Diplomlehrgang Facility Management, insgesamt 360 Lerhreinheiten, Kosten: 6100 Euro. www.wifiwien.at

•BFI Wien: Diplomlehrgang Facility Management, zwei Semester, 6200 Euro inklusive Prüfungsgebühr. www.bfi.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2014)

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