Natürlich tief: Die Seegeheimtipps an Kamp, Erlauf und bei Lunz

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Ästhetisch anspruchsvoller als Badeteiche kommen Niederösterreichs Seen daher. Einziger Nachteil: Sie sind eher weit weg.

Ja, ja, Teiche sind ja gut und schön und vor allem: praktisch – aber wer noch einen Funken Ästhetik und Liebe zur Landschaft in sich trägt, wird eine weitere Option nicht außer Acht lassen: die Seen.

Ursprünglich bezeichnete dieser Begriff natürliche oder durch Aufstauung entstandene Gewässer – im Gegensatz zu den künstlich ausgehobenen Teichen. Heute ist diese Abgrenzung im allgemeinen Sprachgebrauch längst verwaschen, wie die Bezeichnung von vielen Schotterteichen als See, etwa den Viehofner Seen am Rand von St. Pöltens beweist. Die Limnologie, die Wissenschaft von den Binnengewässern, kennt unterdessen die weitergehende Unterscheidung in Seen, die genügend Tiefe aufweisen, um über längere Zeit Temperaturschichten zu entwickeln, und Weiher, die zu den faden Flachgewässern zählen.

Aber zurück zu den Seen, die dank der erwähnten Tiefe oft kühler sind als Teiche, was für manchen an heißen Tagen das wichtigste Kriterium sein mag. Wer in Ostösterreich per Tagesausflug an einen See fahren möchte, hat wenig Auswahl – den Segen des Salzkammergutes, in dem sich zurückziehende Gletscher praktisch in jeder Senke einen See zurückgelassen haben, hat man im Flachland bekanntlich nicht.


Neusiedler kein See. Den Neusiedler See lassen wir an dieser Stelle einmal nobel beiseite. Nicht nur, weil über das „Meer der Wiener“ schon alles gesagt wäre, sondern vor allem, weil er eigentlich kein See ist: Nach der erwähnten wissenschaftlichen Definition handelt es sich mangels Tiefe streng genommen um einen Weiher – und überlaufen ist er noch dazu.

Nein, wer in einem echten See baden möchte, muss schon etwas weiter fahren. Konkret von Wien aus 118 Kilometer, ins Waldviertel: Der Ottensteiner Stausee,angelegt am Kamp in den 1950er-Jahren, hat eigentlich alles, was man sich von einem ordentlichen Ausflugsee wünschen kann: Über 14 Kilometer verzweigt sich die Wasserflächen in Fjorden, Nischen und Wäldern, fast überall kann man mit einem (etwa am Südufer, im Restaurant nahe der Staumauer ausgeliehenen) Boot anlegen. Während die offenen (gratis zu nutzenden) Badeplätze nahe den Parkplätzen oft dicht belegt sind, spricht für diesen See, dass man sich selbst ein ruhiges Platzerl suchen kann, an dem man den frischen See – derzeit 17 Grad Celsius – genießen kann.

Wer es alpin-puristisch anlegen will und in einem echten Bergsee baden möchte, muss aber noch ein Stück weiter: Der nächste See im Voralpenenland ist der Erlaufsee, nahe Mariazell. Der klassische Ausflug hierher führt über den Wallfahrtsort, von wo die Museumstramway, die heute wieder ihre Saison startet, zum See führt. Der See selbst ist bei Mitterbach frei zugänglich, allein das Parken kostet einen geringen Obolus. Bei 17 Grad ist auch hier zu überlegen, ob man nicht doch lieber die Gelegenheit nutzt, die (mit einem halben Quadratkilometer recht überschaubare) Wasserfläche per Tret-, Ruder- oder Motorboot zu erkunden.

Der einzige rein natürliche See Niederösterreichs ist schließlich der Lunzer See, fast zwei Stunden von Wien entfernt. Eingebettet zwischen Dürrenstein und Maiszinken ist das wohl der schönste See Ostösterreichs – und für Naturliebhaber schon aufgrund der Forschung beliebt, die hier passiert: Die Boku betreibt hier einen Wassercluster, außerdem ist die ganze Region ein Bienenschutzgebiet. Das Wasser hat derzeit noch frische 18 Grad, das Seebad (Eintritt drei Euro oder NÖ-Card) ist aber schon offen. Und einen Bootsverleih gibt es auch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2014)

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