PayPal plant, Bitcoin zu akzeptieren

A PayPal sign is seen at an office building in San Jose, California
A PayPal sign is seen at an office building in San Jose, California(c) REUTERS
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Der weltgrößte Anbieter von Onlinezahlungen will virtuelle Währungen wie Bitcoin künftig integrieren. Einen Zeitplan gibt es noch nicht, der Bitcoin-Preis stieg zuletzt aber wieder.

Wien/San José. PayPal, der Platzhirsch im Onlinezahlungsverkehr, überlegt offenbar ernsthaft, die virtuelle Währung Bitcoin in sein System einzubinden. Im Gespräch mit dem US-Sender CNBC sagte eBay-Chef John Donahoe kürzlich, dass Bitcoin und andere virtuelle Währungen zukünftig eine „wichtige Rolle“ bei PayPal spielen würden, das seit einer 1,5-Milliarden-Dollar-Übernahme im Jahr 2002 zu eBay gehört.

„Wir werden digitale Währungen integrieren müssen“, sagte John Donahoe, der angab, selbst Bitcoins zu besitzen: „Ich kaufe sie nicht als Investment, sondern um zu verstehen, wie sie funktionieren.“ PayPal hat bisher keine offiziellen Angaben zu einer möglichen Bitcoin-Integration gemacht aber einige besonders treue PayPal-Nutzer wurden zuletzt in einem Fragebogen zu ihrer Einstellung gegenüber Bitcoin befragt.

Sollte der Zahlungsriese die Währung als Alternative zu Dollar und Euro akzeptieren, wäre dies wohl ein gewaltiger Schritt für die neuartige Währung in Richtung alltäglicher Nutzung. PayPal hat nach eigenen Angaben 128 Millionen Nutzer in 193 Ländern und wickelt mehr als 7,5 Millionen Zahlungen pro Tag ab. Die Firma ist als Anbieter einer beliebten Zahlungsmethode beim Online-Auktionshaus eBay groß geworden – weshalb eBay PayPal schlussendlich auch übernahm. Das Hirn hinter dem rasanten Wachstum von PayPal ab 1999 war Elon Musk, heute Chef des US-Elektroautoherstellers Tesla.

Die virtuelle Währung Bitcoin hat in den vergangenen Jahren eine Reihe dramatischer Preisschwankungen erlebt. So war ein Bitcoin Anfang 2013 noch weniger als 50 Dollar wert – und zehn Monate später fast 1200 Dollar. Was folgte war ein langer Preisverfall auf teilweise weniger als 400 Dollar. Zuletzt bewegte sich die im Internet frei handelbare Währung wieder auf die 600-Dollar-Marke zu – auch dank der positiven Äußerungen des eBay- und PayPal-Chefs.

Amazon sträubt sich

Es ist noch unklar, in welcher Form PayPal Bitcoin und andere virtuelle Währungen einbinden könnte. Eigentlich stellt Bitcoin nämlich ein zu PayPal konkurrierendes System dar, mit dem man Onlinezahlungen deutlich günstiger abwickeln kann. PayPal hat aber einen entscheidenden Vorteil: Zahlungen können bei Reklamationen oder Nichtlieferung eines Produkts rückgängig gemacht werden – ähnlich wie bei Kreditkarten oder Überweisungen. Dies ist bei Bitcoin nicht möglich. Sollte aber PayPal diesen Unsicherheitsfaktor bei der Nutzung von Bitcoin durch die Integration in das eigene System eliminieren, könnten virtuelle Währungen einen weiteren Popularitätsschub erleben.

Es ist aber nicht alles positiv in der Welt von Bitcoin – obwohl der Preis sich zuletzt wieder deutlich erholt hat. Amazon, der größte Online-Einzelhändler, schließt eine Integration von Bitcoin bisher kategorisch aus. Und die Ankündigung des FBI, bei Beschlagnahmungen ergatterte Bitcoins versteigern zu wollen, hat kurzfristig auf den Preis gedrückt. Die US-Bundespolizei verfügt über rund 170.000 Bitcoins, die bei der Zerschlagung des illegalen Onlineshops Silk Road, bei dem man Drogen und Waffen kaufen konnte, beschlagnahmt wurden.

Versteigerung: 30.000 Bitcoins

Diese Bitcoins wurden an den Marshals Service übergeben, der am 27. Juni in einer Zwölf-Stunden-Auktion eine erste Tranche von 30.000 Bitcoins versteigern will. Interessenten können Gebote auf der Homepage des Marshals Service abgeben. Der aktuelle Gegenwert der 30.000 Bitcoins beträgt rund 17 Millionen Dollar. Die Gewinner werden am 30. Juni informiert. Wann die übrigen 140.000 Bitcoins verkauft werden, ist noch offen.

AUF EINEN BLICK

Bitcoin ist eine virtuelle Währung, die ohne Zentralbank und staatliche Deckung auskommt und Ende 2013 für Aufsehen gesorgt hat, als der Preis binnen kurzer Zeit um hunderte Prozent gestiegen ist – bis auf fast 1200 Dollar. Danach ist der Preis wieder abgestürzt und hat sich zuletzt erholt. Eine Integration von Bitcoin in PayPal könnte für Bitcoin einen neuen Popularitätsschub bringen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2014)

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