Das harte Ringen um den 10.000er

The curve of the German share price index DAX board at the Frankfurt stock exchange
The curve of the German share price index DAX board at the Frankfurt stock exchange(c) REUTERS
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Im ersten Anlauf ist der DAX an der 10.000-Punkte-Marke gescheitert. Anleger realisieren vorsichtshalber ihre Gewinne. Der Gipfel dürfte noch nicht erreicht sein, die Luft wird aber dünner.

1 Der Frankfurter Leitindex DAX ist vorläufig an der 10.000-Punkte-Marke gescheitert. Warum schafft er den Sprung nicht?

Zahlreiche Anleger haben die hohen Kurse genützt, um Gewinne zu realisieren. Umso mehr, als die Märkte in den vergangenen Tagen weltweit wegen der Unsicherheit im Irak in eine leichte Korrekturphase getreten sind. Das bremst den DAX-Höhenflug aus.

2 Steigt an der 10.000-Punkte-Grenze die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur?

Kaum. Die Wahrscheinlichkeit eines Rücksetzers ist aber generell groß, wenn die Kurse zuvor stark hochgeschossen sind. Das war beim DAX der Fall. Seit fünf Jahren hat sich der Index fast verdoppelt.

3 Sind die Aktienmärkte generell in eine Übertreibungsphase?

Die US-amerikanischen Indizes Dow Jones und S&P-500 sind in den vergangenen Jahren noch stärker gestiegen als der DAX. Berücksichtigt man, dass der DAX ein Performance-Index ist (in den auch die Dividenden eingerechnet werden), die US-Barometer aber reine Kursindizes sind (bei denen das nicht der Fall ist), ist das umso beeindruckender. Der MSCI World ist weniger stark gestiegen. Die Schwellenländermärkte, aber etwa auch der Wiener ATX treten auf der Stelle.

4 Warum sind in den vergangenen Jahren vor allem deutsche und US-amerikanische Aktien gestiegen?

Das hat damit zu tun, dass Anleger am Anfang einer Rallye große, liquide Märkte und Aktien vorziehen. Hinzu kommt, dass es der deutschen Wirtschaft gut geht. Auch sind im DAX jene Branchen stark vertreten, die in den vergangenen fünf Jahren gut gelaufen sind, etwa Pharmatitel oder Konsumgüterwerte.

5 Warum sind die österreichischen Aktien seit der Krise nicht so stark vorangekommen?

Da im ATX Banken, Versorger und Immobilien besonders stark vertreten sind, also jene Branchen, denen die Folgen der Finanzkrise schwerer zu schaffen machten. Pharma-, Biotech- oder Konsumgüterwerte gibt es keine.

Die Presse

6 Welchen deutschen Aktien erging es zuletzt besonders gut?

In den vergangenen zwölf Monaten erholten sich einige zuvor schwache Werte (Commerzbank, ThyssenKrupp). Auch Autowerte wie Daimler oder BMW zogen kräftig an. Langfristig haben sich auch der Pharmakonzern Bayer und das Medizintechnikunternehmen Fresenius SE bewährt.

7 Welchen deutschen Aktien ging es zuletzt schlecht?

Dem Düngemittelkonzern K+S und dem Spezialchemiekonzern Lanxess macht seit Längerem der Preisdruck zu schaffen. In den vergangenen Tagen stürzte die Lufthansa-Aktie wegen einer Gewinnwarnung tief ab. In einer langfristigen Schwächephase sind die Versorger RWE und E.On sowie die Bankenwerte Commerzbank und Deutsche Bank. Letztere hat auch in den vergangenen zwölf Monaten nachgegeben.

8 Sind nur große Werte von der Rallye betroffen oder auch kleine?

Die Rallye ist keineswegs auf große Werte beschränkt. Auch der MDAX und der SDAX stellen ein Rekordhoch nach dem anderen ein.

9 Welche Risken gibt es jetzt für den DAX?

Die Kurse sind schneller gestiegen als die Unternehmensgewinne. Sollten Letztere enttäuschen, wird eine Korrektur wahrscheinlicher.

10 Was erwarten die Analysten für den DAX?

Die meisten gehen davon aus, dass die Rallye nicht zu Ende ist, der Anstieg aber langsamer und häufiger von Korrekturen durchbrochen wird. Die DZ Bank sieht ein Kursziel von 10.200 Punkten bis zum Jahresende und damit nur noch begrenztes Potenzial: Die EZB habe mit ihren Maßnahmen zwar den Grundstein für weitere Kursgewinne gelegt, die hohe Bewertung mahne allerdings zur Vorsicht. Der Euro Stoxx 50 sei im Vergleich zum DAX attraktiver bewertet. (b.l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2014)

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