Strafprozess: Strache belastet Stadler

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FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache stützt als Zeuge die Anklage gegen Ewald Stadler.

Wien. „Es war der Versuch, mich zu Fall zu bringen.“ Die Zeugenaussage von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, abgelegt am Montag im Straflandesgericht Wien, hatte es in sich. Sie untermauerte genau die Vorwürfe, die von der Staatsanwaltschaft gegen den ehemaligen FPÖ-/BZÖ- und nunmehrigen Rekos-Politiker Ewald Stadler erhoben werden.

Stadler soll Anfang 2007 versucht haben, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache unter Druck zu setzen. Und zwar mit jenen Fotos, die Strache in Uniform in einem Wald, begleitet von Vertretern der rechtsextremen Szene, zeigen. Laut Strafantrag von Staatsanwältin Stefanie Schön (Anklage: versuchte, schwere Nötigung) soll Stadler – damals innerhalb der FPÖ am absteigenden Ast – versucht haben, Strache dazu zu bringen, auch weiterhin die freiheitliche Akademie als förderungswürdiges Institut zu deklarieren. Stadler war Präsident der Akademie.

Strache hatte damals nämlich – sehr zum Ärger von Stadler – ein Konkurrenzinstitut aus der Taufe gehoben: das freiheitliche Bildungsinstitut. Stadler musste also fürchten, alsbald auf dem Trockenen zu sitzen. Die Fotos – Kritiker sprechen von bedenklichen Wehrsportübungen, Strache von harmlosen Paintballspielen unter Jugendlichen – seien also Stadlers letzter Trumpf gewesen, so jedenfalls die Version der Anklage. Eine Version, die am Montag eben von Strache gestützt wurde.

„Ich esse nie bei Chinesen“

Strache selber war damals – es war Ende Dezember 2006 – allerdings nicht persönlich angesprochen worden. Vielmehr soll Stadler und sein damaliger Mitarbeiter S. (dieser ist nun mitangeklagt) an den seinerzeitigen Strache-Vertrauten Johann Gudenus (mittlerweile Vize-FPÖ-Chef) herangetreten sein. Es soll zu einem Treffen im Hinterzimmer eines Chinarestaurants gekommen sein. Laut Gudenus sei dabei wohl eine Kleinigkeit gegessen worden. Um darzutun, dass das alles so nicht stimme, erklärte nun Stadler: „Ich halte fest. Ich esse nie bei Chinesen.“ Zur Anklage insgesamt bekennt sich der Frontmann der Rekos („Die Reformkonservativen“), der jüngst bei der EU-Wahl nicht mehr die nötigen Stimmen für einen Verbleib im EU-Parlament bekam, „nicht schuldig“.

Strache legte noch nach: Nach dem Treffen zwischen Stadler und Gudenus habe ihn letzterer nervös aufgesucht und ihm übermittelt: „Wenn ich nicht handle, werde ich auf Dauer nicht haltbar sein.“ Aber er, Strache, habe sich „nicht erpressen lassen wollen“. Also habe er die Fotos Anfang 2007 in der Öffentlichkeit gerechtfertigt. Der Prozess soll heute, Dienstag, weitergehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2014)

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