EZB lässt Leitzins wie erwartet bei 0,15 Prozent

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Experten erwarten vorerst keine weiteren Schritte der EZB. Zunächst warte die Notenbank die Wirkung ihrer bisherigen Maßnahmen ab.

EZB-Präsident Mario Draghi hat angekündigt, dass das Geld im Euroraum noch lange sehr billig bleiben wird. Das ist gut für Kreditnehmer, aber schlecht für Sparer. Immerhin: Eine weitere Zinssenkung ist so gut wie ausgeschlossen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) belässt den Leitzins im Euroraum wie erwartet auf dem Rekordtief von 0,15 Prozent. Das beschloss der EZB-Rat am Donnerstag in Frankfurt, wie die Notenbank mitteilte. Nach dem Feuerwerk von Sondermaßnahmen im Juni erwarten Experten, dass die EZB die Wirkung ihrer bisherigen Schritte nun zunächst abwarten und vorerst auch keine weiteren unkonventionellen Maßnahmen beschließen wird.

EZB tagt nur mehr alle sechs Wochen

Dennoch will die EZB die Finanzmärkte mit Geldspritzen von bis zu einer Billion Euro versorgen. Auf diese Summe könnten sich die Anfang Juni angekündigten Maßnahmen belaufen, sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag in Frankfurt. Banken könnten einzeln oder in Gruppen von der Liquidität mittels sogenannte Langfristtender profitieren. Dabei sollen Institute dann frische Gelder erhalten, wenn sie überdurchschnittlich Kredite vergeben, wie Draghi hinzufügte. Er hatte bereits für September und Dezember zwei Geldspritzen über rund 400 Mrd. Euro angekündigt. Zudem soll es zwischen März 2015 und Juni 2016 sechs weitere solcher Maßnahmen geben.

Indessen hat die EZB beschlossen, dass sie künftig nur noch alle sechs Wochen über ihre Zinspolitik entscheiden werde. Die neue Regelung gilt ab Jänner 2015, wie EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstagnachmittag in Frankfurt sagte. Bisher trifft sich der EZB-Rat zwei Mal im Monat und entscheidet jeweils zu Monatsanfang über die Geldpolitik.

Keine Auswirkungen des Juni-Paktes

Denn erst vor vier Wochen hatte die EZB im Kampf gegen Mini-Inflation und Konjunkturflaute ein bisher beispielloses Anti-Krisenpaket aufgelegt: Sie senkte den Leitzins von 0,25 Prozent auf 0,15 Prozent und führte einen Strafzins für Geschäftsbanken ein, die Geld bei der Notenbank parken. Es werde wahrscheinlich bis zum Jahresende dauern, bevor die jüngsten EZB-Maßnahmen sich deutlich bemerkbar machen, vermutet ING-Diba-Chefökonom Carsten Brzeski: "Wir erwarten, dass die Ruhe nach dem Sturm für einige Zeit anhält."

Bisher haben sich die Beschlüsse jedenfalls noch nicht auf die Inflation im Euroraum ausgewirkt: Sie blieb im Juni bei 0,5 Prozent und liegt damit weit unter dem Zielwert von knapp unter 2,0 Prozent, bei dem die EZB Preisstabilität gewährleistet sieht.

QE ist umstritten

Gegen schnelle weitere Schritte spricht auch, dass die Währungshüter ihr Pulver schon weitgehend verschossen haben. Beim Leitzins sei nun "der untere Rand erreicht", hatte EZB-Präsident Mario Draghi eingeräumt.
Niedrige Zinsen verbilligen tendenziell Kredite und Investitionen und kurbeln so die Wirtschaft an. Das stärkt in der Regel den Preisauftrieb. Allerdings kommt das billige Geld in den Krisenländern nur unzureichend bei Unternehmen an.

Gleichzeitig betonte Draghi aber auch: "Wir sind hiermit nicht am Ende, solange wir uns im Rahmen unseres Mandates bewegen." Weitere unkonventionelle Schritte seien in Vorbereitung. Ausdrücklich nannte der EZB-Präsident den Kauf von Kreditpaketen (ABS) und breit angelegte Wertpapierkäufe ("Quantitative Easing"/QE).

Während Experten die Wirkung eines möglichen ABS-Programms für überschaubar halten, könnte die EZB weiter sinkenden Inflationsraten mit dem drastischen Mittel QE bekämpfen. Diese Maßnahme, die auch den milliardenschweren Kauf von Staatsanleihen beinhaltet, ist allerdings umstritten.

(APA/dpa)

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