31-Jähriger ist zunächst verdächtigt worden, die Russen zu beliefern.
Berlin. An Spionage-Enthüllungen gab es in den vergangenen Monaten ja keinen Mangel, aber diese ist besonders pikant: Es traf ausgerechnet jenen Untersuchungsausschuss des deutschen Bundestags, der sich mit den Abhörprogrammen des US-Geheimdienstes NSA befasst. Abgehört wurde der Ausschuss aber offenbar nicht von den USA direkt, sondern von einem Mitarbeiter des deutschen Bundesnachrichtendienstes im Auftrag der US-Dienste. Dies berichteten die „Süddeutsche Zeitung“ sowie mehrere deutsche Rundfunkanstalten.
Der 31-Jährige, der wie Freitag bekannt wurde bereits am Mittwoch festgenommen worden ist, hat seine Aktivitäten offenbar zugegeben. Zunächst ist er in Verdacht geraten, sich den Russen anzudienen. Erst im Zuge der Vernehmungen stellte sich heraus, dass er Informationen an die USA weitergegeben hat. Die „Bild“-Zeitung berichte, er habe zwischen 2012 und heute 218 BND-Dokumente gestohlen. Bei drei konspirativen Treffen soll er diese für 25.000 Euro verkauft haben. Bestätigt sich der Verdacht, wäre dies laut „Süddeutscher“ der größte Skandal um einen deutsch-amerikanischen Doppelagenten in der Nachkriegszeit.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2014)