Argentinien nach Elfmeterschießen im Finale

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In einem schwachen Spiel fielen Tore erst nach 120 Minuten. Argentinien gewann gegen die Niederlande mit 4:2 im Elfmeterschießen.

Sao Paulo. Bevor in der Arena Corinthians der Ball ins Rollen gebracht wurde, herrschte für einige Sekunden Stille. Es wurde dem am Montag verstorbenen Alfredo di Stefano gedacht, Argentiniens Nationalmannschaft trug einen Trauerflor. Mit dem Anpfiff gab es kein Zurückhalten mehr, von den mit 62.000 Anhängern prall gefüllten Rängen prasselten Anfeuerungsrufe auf den Rasen nieder.
Das zweite Halbfinale dieser WM zwischen Argentinien und Niederlande wurde im Vorfeld zum Duell der Superstars Lionel Messi und Arjen Robben hochstilisiert.

Erstmals trat einer der beiden Protagonisten in der 15. Minute in Erscheinung, doch Messis Freistoß knapp außerhalb des Strafraums fiel zu zentral aus. Der viermalige Weltfußballer des Jahres hatte keinen leichten Stand, er wurde konsequent auf Schritt und Tritt verfolgt, nie aus den Augen gelassen. Doch der 27-jährige Messi konnte der Begegnung in der ersten Halbzeit noch weit mehr Leben einhauchen als es auf der Gegenseite Robben tat. Der Flügelstürmer wirkte am Spiel praktisch nicht mit, brachte es gerade einmal auf sechs Ballkontakte und gewann keinen einzigen Zweikampf.

Als es nach einer halben Stunde 0:0 stand, dachte so mancher Fan unwillkürlich an das erste Halbfinale 24 Stunden zuvor. Zu diesem Zeitpunkt hatte Deutschland gegen Brasilien bereits fünf Mal getroffen.
Das Spiel zweier Fußball-Großmächte in Sao Paulo nahm nur gemächlich Fahrt auf. Argentinien hatte zunächst zwar mehr Spielanteile und kombinierte sich einige Male gefällig bis an die Strafraumgrenze, fand bis auf einen Garay-Kopfball (23.) aber keine Torchance vor. Die Niederländer, im Viertelfinale gegen Costa Rica ständig in der Vorwärtsbewegung, blickten sich oftmals vergeblich nach Anspielstationen um. Die Männer in Orange vermissten ganz offensichtlich Räume, ihr schnelles und direktes Angriffsspiel ließ sich nicht umsetzen. Daley Blind und Dirk Kuyt, die beiden Außenstationen in der Fünferabwehr, sahen sich weit mehr Defensivaufgaben gegenüber als in den Spielen zuvor. „Oranje“ war zudem nicht gewillt, ein Risiko einzugehen. Lieber ließ man Argentinien gewähren.

In der zweiten Halbzeit intensivierte die Niederlande ihre Offensivbemühungen schrittweise. Mit langen Bälle wurde immer wieder Robin van Persie gesucht, aber viel zu selten gefunden. Es fehlten weiterhin die Überraschungsmomente, für die selbst ein Messi nicht sorgen konnte. Als sich die Teams scheinbar auf eine 30-minütige Fortsetzung der Partie geeinigt hatten, fand Robben ausgerechnet in der 91. Minute die bis dahin beste Möglichkeit vor – doch der Bayern-Legionär zögerte bei seinem Schuss aus kurzer Distanz.

Ein Held namens Romero


In der Verlängerung hatten Palacio (115.) und Rodriguez (117.) die Entscheidung auf dem Kopf bzw. auf dem Fuß, scheiterten aber am niederländischen Schlussmann Cillessen, dem Teamchef Louis van Gaal anders als gegen Costa Rica auch im Elfmeterschießen vertraute. Doch zum Helden stieg Argentiniens Tormann Sergio Romero auf – er hielt die Elfmeter von Ron Vlaar und Weslej Sneijder.
Argentinien gewann mit 4:2 nach Elfmetern, doch Deutschlands Mannschaft braucht dieses Team nicht fürchten. Die Chancen der DFB–Elf auf den vierten WM-Titel im Finale am Sonntag (21 Uhr) stehen gut.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2014)

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