36.000 Prozent in zwei Wochen

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Wie gierige Anleger aus einem Briefkasten einen Multimilliardenkonzern machten.

Wer wissen will, in welchen brandgefährlichen Zustand die Weltbörsen, vor allem aber die Gierigeren unter den Anlegern, schon wieder geraten, der muss sich wohl kurz mit dem Fall Cynk Technology befassen: Die im amerikanischen OTC-Segment gehandelte Aktie, die vor zwei Wochen noch um sechs Cent zu haben war, schoss bis Donnerstag dieser Woche um 36.000 Prozent auf über 21 Dollar hoch. Danach gab es dann einen Rückgang auf 13,90 – ehe der Handel mit dem Papier am Freitag gestoppt wurde.

Letzteres wundert gestandene Börsianer freilich eher wenig: Cynk ist nicht mehr als ein Briefkasten in Belize, der eine Website namens IntriBiz betreibt, die angeblich die Telefonnummern von Hollywood-Promis vermitteln kann. Das Unternehmen war von einem Event-Manager aus Las Vegas gegründet worden und gehört jetzt einem Herrn Javier Romero, im Hauptberuf Angestellter der Fischereibehörde von Belize.

Und jetzt zu den Unternehmensdaten. Umsatz: bisher null Dollar, Mitarbeiter: einer (Herr Romero). Börsenwert: zur Wochenmitte sechs Milliarden Dollar, am Freitag, zum Zeitpunkt der Handelsaussetzung, noch immer vier Milliarden.

Da wird wohl einiges an krimineller Energie dahinterstecken. Aber Fakt ist, dass da Anleger, die blind vor Gier in ein vermeintliches Social Network investiert haben, auf Milliardenverlusten sitzen bleiben. Und das erinnert verdammt an die Zeit vor dem Platzen der Internetblase zur Jahrtausendwende, als Dotcom-Unternehmen ohne Umsatz plötzlich Milliarden „wert“ waren. Einige fühlen sich aber auch an „The Wolf of Wall Street“ erinnert: Ein bisschen sieht das nach klassischem „pump and dump“ aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2014)

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