Fußballfest als beste Werbung für Olympia

Germany's fans celebrate after their team scored a goal during their 2014 World Cup final against Argentina at the Maracana stadium in Rio de Janeiro
Germany's fans celebrate after their team scored a goal during their 2014 World Cup final against Argentina at the Maracana stadium in Rio de JaneiroREUTERS
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64 Fußballspiele, zwölf Stadien, Logistik, Infrastruktur und statt befürchteter Proteste eine doch sehr große Begeisterung im Land verwandelten die WM zu einem Fest.

Rio de Janeiro. Die positive Stimmung bei der Fußball-WM stimmt auch die leidgeprüften Krisenmanager beim Internationalen Olympischen Komitee optimistischer. Nach den zahlreichen Negativmeldungen der vergangenen Monate ist endlich Dynamik in das problembeladene Olympia-Projekt Rio 2016 gekommen. Es wurde höchste Zeit. Sogar auf der olympischen Riesenbaustelle im Armenviertel Deodoro haben inzwischen – wenn auch mit großer Verspätung – die Arbeiten begonnen. So gesehen war die WM die beste Generalprobe für das nächste Großereignis in Brasilien.

755 Tage vor der Eröffnungsfeier des Ringe-Spektakels am Zuckerhut freute sich IOC-Präsident Thomas Bach über die Aufbruchstimmung. „Die WM ermutigt uns. Viele der Probleme, die wir befürchtet haben, sind nicht eingetreten“, erklärte Bach. „Die Welt hat überrascht gesehen, dass die Fußball-WM in Brasilien gut organisiert wurde und es eine sportliebende Nation ist. Beides ist eine gute Botschaft für die Spiele.“

Entwarnung wollte der deutsche IOC-Boss jedoch nicht geben. Dafür sind die Probleme beim nächsten Olympia-Gastgeber zu vielschichtig. Massive Bauverzögerungen, mangelhafte Infrastruktur und Wasserverschmutzung in der für das Segeln vorgesehenen Guanabara-Bucht erfordern weiter größte Dringlichkeit, und dem so wichtigen Antidopinglabor fehlt nach wie vor die Zulassung.

„Wir müssen wachsam bleiben. Wir dürfen nach wie vor keine Zeit verlieren“, warnte Bach, sagte aber auch: „Wir spüren den Willen und den Enthusiasmus der Olympia-Organisatoren und ihrer Partner.“ Auf seiner Stippvisite nach Rio zum WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien tauschte er sich am Freitag mit Brasiliens Präsidentin, Dilma Rousseff, über den Stand der Vorbereitungen aus. „Wir sind voll im Zeitplan“, tönte Rios Bürgermeister Eduardo Paes, angetan vom Rückenwind durch den Erfolg der Fußball-WM, die Brasiliens Regierung unermüdlich als „Weltmeisterschaft der Weltmeisterschaften“ propagierte. Angelehnt an das Mantra von Rousseff sprach der „Prefeito“ der Stadt schon vollmundig von den „Olimpiadas das Olimpiadas“, den besten Olympischen Spielen der Geschichte. Nur die Guanabara-Bucht wird wohl nicht fristgerecht sauber. Das musste selbst der 44-Jährige kürzlich einräumen.

„Alles wird gut“ als Motto

Auch Rousseff will von den Pessimisten nichts mehr hören. „Wir können bei der Olimpiada nicht den unbegründeten Pessimismus wiederholen, den es bei der WM-Vorbereitung gab. Das ist etwas, was wir lernen müssen“, sagte die Staatschefin. Die Botschaft lautet: „Alles wird gut!“ Alle Sportstätten sollen rechtzeitig fertig werden, zur Not in letzter Sekunde.

Diese entspannte Einstellung der brasilianischen Olympia-Macher trotz langer Zeit schleppender Vorbereitungen rief das IOC auf den Plan. Gilbert Felli, geschäftsführender Direktor für die Spiele, wurde vor einigen Monaten zum Spezialbeauftragten für Rio 2016 ernannt und soll den Druck auf die lokalen Organisatoren aufrechterhalten. „Sie mögen den Adrenalinstoß, es in letzter Minute zu schaffen. Wir versuchen, ihnen zu erklären, dass so etwas bei den Spielen nicht möglich ist“, sagte Felli. „Natürlich ist die Lage nach wie vor sehr angespannt, aber wir sollten mit mehr Optimismus nach vorn schauen. Wir können es schaffen.“

Im April hörte sich das noch ganz anders an. Am Rand der internationalen Messe SportAccord im türkischen Belek schlugen die olympischen Sommersportverbände Alarm, drückten ihre Besorgnis über die drastischen Verzögerungen in Rio aus und forderten einen Plan B. In einigen Medien wurde sogar über eine Verlegung einzelner Wettbewerbe oder der gesamten Spiele in ein anderes Land spekuliert. Diese Überlegungen wurden vom IOC als „kompletter Blödsinn“ zurückgewiesen.

In der ersten Augustwoche trifft sich die Weltpresse in Rio. Bis dahin sollen die Vorbereitungen wieder einen Schritt weiter sein. Vor allem den Baubeginn im Deodoro-Komplex im Norden Rios werten die IOC-Funktionäre als extrem positive Maßnahme. Schließlich sind dort Wettkämpfe in elf Sportarten vorgesehen. „Wir können sehr große Dynamik in der Vorbereitung feststellen. Der Bürgermeister und der Gouverneur von Rio sind aktiv geworden“, berichtete Bach. Die Stimmung habe sich gedreht, behauptete auch Felli. Besorgt bleibe er trotzdem, so der Schweizer – und zwar so lange, bis die Spiele tatsächlich beginnen. (red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2014)

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