Der Ex-Minister ist auf Capri erkrankt. Sein Prozess wurde vertagt. SP-Justizsprecher Jarolim schließt eine "Fluchtgefahr" nicht aus.
Die Causa Karl-Heinz Grasser ist um eine Facette reicher. Medien zeigten Fotos, die den früheren Finanzminister in Badehose auf einem Boot zeigen. Das Pikante daran: Drei Tage nachdem diese geschossen wurden, hieß es, er sei auf Capri schwer an einer Lungenentzündung erkrankt und könne nicht zu dem von ihm angestrengten Prozess gegen seinen ehemaligen Steuerberater Peter Haunold und dessen Kanzlei Deloitte erscheinen. Bestätigt wurde die Erkrankung von einem Kinderfacharzt.
Der Prozess, der am Montag beginnen hätte sollen, wurde daraufhin vertagt - und Vorwürfe gegen Grasser wurden laut. So kritisierte Hannes Jarolim, Justizsprecher der SPÖ, im "Kurier": „Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass Grasser nicht ernsthaft an einer Beschleunigung der Verfahren interessiert ist, so wurde er jetzt erbracht." Wenn Grasser schon nicht zu dem von ihm aufgeworfenen Verfahren komme, könnte er auch versuchen, sich der Strafverfolgung zu entziehen, mutmaßte Jarolim: „Die Justiz darf sich nicht auf der Nase herumhüpfen lassen."
Sobald Grasser wieder in Österreich sei, müsse „geprüft werden, ob sich aus dem seltsamen Verhalten nicht langsam der Verdacht einer Fluchtgefahr abzeichnet". Und: „Wenn man vergleicht, wie schnell die Justiz in anderen Fällen U-Haft verhängt, drängt sich die Frage auf, ob alle Verdächtigen gleich behandelt werden."
Grasser-Anwalt: Keine Erscheinungspflicht
Für Grasser-Anwalt Dieter Böhmdorfer sind sowohl Fotos als auch Vorwürfe unverständlich. Das in Medien veröffentlichte Foto stamme offenkundig vom 7. Juli. Zuvor habe Grasser bereits am 1. und 2. Juli in Österreich ärztliche Hilfe wegen einer akuten Bronchitis in Anspruch genommen, worauf sich eine kurzfristige Besserung eingestellt habe. "Leider musste Herr Mag. Karl-Heinz Grasser sich am 10. Juli 2014 wieder untersuchen lassen, weil er offensichtlich einen Rückfall erlitten hatte. Die ärztliche Hilfe in Italien wurde von dem langjährigen Hausarzt der Familie gewährt, der die Lungenentzündung festgestellt hat. Herr Mag. Karl-Heinz Grasser nimmt seit nunmehr 6 Tagen hochdosierte Antibiotika und wird am Donnerstag dieser Woche nach Neapel fahren, um ein Lungenröntgen durchführen zu lassen."
Außerdem bestehe in einem Zivilprozess keine Pflicht für den Kläger, zu erscheinen, betonte Böhmdorfer. Deshalb habe er wegen Grassers Erkrankung auch "keinen ausdrücklichen Vertagungsantrag" gestellt.
Auch Grassers Ehefrau Fiona zeigte sich empört. Die Lungenentzündung in Zweifel zu ziehen, sei „eine irrsinnige Frechheit". Grasser sei es schon vor zwei Wochen schlecht gegangen, so Fiona in „Österreich" (Sonntagsausgabe). Erst der zweite konsultierte Arzt habe die Krankheit erkannt. Ihr Mann müsse nächste Woche zum Lungenröntgen ins Spital nach Neapel.
Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat gegen die Deloitte Tax Wirtschaftsprüfungs GmbH und den Deloitte-Partner Peter Haunold, seinen früheren Steuerberater, ein Zivilverfahren angestrengt. Er klagt auf Schadenersatz. Der Streitwert liegt bei 2,4 Millionen Euro.
(Red./APA)