Teilmobilmachung: Die Ukraine ruft zu den Waffen

Präsident Poroschenko (hier auf einem Archivbild) beruft die wehrdienstfähigen Männer ins ukrainische Heer.
Präsident Poroschenko (hier auf einem Archivbild) beruft die wehrdienstfähigen Männer ins ukrainische Heer.(c) APA/EPA/SERGEI KOZLOV
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Das Parlament billigt den Antrag von Präsident Poroschenko mit einer knappen Mehrheit. Die Armee rückt im Osten weiter vor.

Die Ukraine hat zur Lösung des blutigen Konflikts im Osten des Landes eine Teilmobilmachung der Bevölkerung beschlossen. Das Parlament in Kiew bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Erlass des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko am Dienstag. Die Teilmobilmachung bedeutet die Masseneinberufung von Männern im wehrdienstfähigen Alter sowie von Reservisten.

Die Oberste Rada stimmte mit knapper Mehrheit von 232 Stimmen für den umstrittenen Schritt. Die ukrainische Armee steht im Ruf, extrem schlecht mit Personal, Nahrung und Technik ausgestattet zu sein. Mit den zusätzlichen Kräften sowie weiterer Ausrüstung will Poroschenko noch härter gegen die prorussischen Separatisten in der Ostukraine vorgehen. Er begründete den Schritt mit einer Sicherung der nationalen Unabhängigkeit der Ukraine.

Sewerodonezk unter ukrainischer Flagge

Das Militär rückte unterdessen weiter vor. Ukrainische
Truppen haben nach Angaben aus Kiew die Stadt Sewerodonezk aus den Händen prorussischer Separatisten zurückerobert. "Alle Schlüsselinstitutionen sind unter der Kontrolle der ukrainischen Streitkräfte", teilte das ukrainische Innenministerium am Dienstag mit.

Die ukrainische Armee hatte sich in den letzten Tagen auch der Großstadt Donezk genähert. Separatisten berichteten von Kämpfen und Zivilisten, die in Bussen aus der Stadt flüchteten. Das ukrainische Militär hat bisher keine Meldung über militärische Aktionen in Donezk herausgegeben.

In der Nacht auf Dienstag meldete die Nachrichtenagentur Reuters einen Selbstmordanschlag auf einen ukrainischen Checkpoint. Ein Sprecher der Armee berichtet darin von einem Attentäter, der in der Nacht auf Dienstag in einem Minibus Sprengkörper zur Explosion brachte.

EU sendet Expertenmission

Die Europäische Union entsendet eine zivile Expertenmission in die Ukraine, um das Land bei der Reform seiner Polizei zu unterstützen. Die von den EU-Außenministern am Dienstag in Brüssel offiziell beschlossene Mission wird mit einem Budget für die Startphase bis Ende November von fast 2,7 Millionen Euro ausgestattet und soll ihr Hauptquartier in Kiew haben. Das Mandat läuft zwei Jahre.

"Die ukrainischen Behörden sind auf dem entscheidenden Weg, den zivilen Sicherheitssektor zu reformieren und haben um die Unterstützung der EU gebeten", sagte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton. Die EU hilft der Ukraine, die zahlreiche wirtschaftliche Probleme und einen politischen Umbruch zu bewältigen hat, in vielen Bereichen. Die unbewaffnete Expertenmission solle die Regierung in Kiew dabei beraten, den zivilen Sicherheitsapparat zu erneuern, sagte Ashton. Dazu zähle neben der Polizei auch die Rechtsstaatlichkeit.

Die OSZE-Beobachtermission in der Ukraine wird außerdem verlängert. Die Einsprachefrist gegen den Entscheid des Ständigen Rats der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) verstrich am Dienstagmittag ungenutzt. Die laufende Mission hätte am 20. September geendet. Sie wird nun um sechs Monate verlängert. Die ukrainische Regierung hatte um die Verlängerung des Mandats gebeten.

MH17: UN-Resolution beschlossen

Im Fall der abgestürzten Boeing der Malaysian Airlines nehmen die Ermittlungen langsam Fahrt auf. Die Separatisten haben die Blackbox malaysischen Vertretern übergeben. Der Zug mit Leichen ist in Charkow angekommen, wo niederländische Experten mit der Identifizierung der Opfer beginnen sollen. Die UNO hat mit ihrer Resolution der internationalen Zivilluftfahrorganisation ICAO eine "zentrale" Rolle bei der Aufklärung gegeben.

(APA/Reuters)

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