Mehr Wärme, weniger Hurrikans

(c) AP (Nasa)
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Forscher und US-Behörde prognostizieren einen rückläufigen Trend.

Noch ist alles ruhig: „No tropical cyclones at this time“, beruhigt das National Hurricane Center der USA, betrieben von der für die Meere und das Wetter zuständigen National Oceanic and Atmospheric Administration, NOAA (www.nhc.noaa.gov). Aber die „Atlantic hurricane season“ beginnt demnächst, „June 1st. Be prepared“. Eine Woche lang sollen die Bürger sich für den Fall des Falles vorbereiten, für den Fall, dass wieder ein so schwerer Sturm droht wie letzten September „Noel“, er tötete in der Karibik 130 Menschen, die USA allerdings blieben verschont, wie in der ganzen Saison, es gab keinen „landfall“ eines Hurrikans.

Ein „Noel“ wird auch nicht mehr kommen, man mustert aus den möglichen Namen all jene aus, die mit Unheil verbunden sind. Die Liste der verbotenen Namen ist lang, ihr kann man auch ablesen, wann böse Zeiten waren – von 1995 bis 2005 etwa – und wann eher milde, in den 70er- und 80er-Jahren. Das sieht auf den ersten Blick natürlich so aus, als würde (a) alles immer ärger und käme (b) direkt von der globalen Erwärmung, und zwar der der Meeressregionen, über der Hurrikans entstehen und über die sie ziehen.

Die Stürme, die die Ostküste Amerikas treffen, kommen vom Atlantik vor der Westküste Afrikas, sie wandern zur Karibik, manche biegen hinauf nach Norden in die USA. Und weil das Oberflächenwasser des Atlantik vor Afrika wärmer geworden ist, lag der Schluss nahe: Dort haben sich mehr und kräftigere Stürme zusammengebraut. So sah Kerry Emanuel (MIT) noch 2005 eine Intensivierung der Stürme um 40 Prozent über die letzten 45 Jahre (Nature 436, S.686).

Die Meerestemperaturen vor Afrika sind in der Tat gestiegen, aber ob und wie sich das auf Hurrikans auswirkt, ist hoch umstritten. Gegen eine Verstärkung spricht zum einen der langfristige Trend, der Amerika immer wieder un/ruhigere Zeiten brachte, in den 30er- und 40er-Jahren etwa gab es viele Hurrikans, dann wurde es still (obwohl es wärmer wurde). Zum anderen haben viele Forscher errechnet, dass weiter steigende Meerestemperaturen Hurrikans eher schwächen werden, weil die aufsteigende Warmluft das Muster der Winde verändert.

Kommen: „Artur“, „Berta“, „Christobal“

Zu diesem Schluss kam gerade Emanuel – er sieht nun für die Zukunft mildere Winde aufziehen (naturenews, 15.4.) –, jetzt hat die NOAA einen ähnlichen Befund. Eine ihrer Forscher-Gruppen um Thomas Knutson (Princeton) hat die Entwicklung bis 2100 durchgerechnet: „Unsere Ergebnisse bestätigen nicht die Meinung eines steigenden Trends. Wir finden, dass die Häufigkeit der Hurrikans reduziert wird.“ Allerdings werden die, die doch kommen, mehr Niederschlag bringen (Nature Geoscience, 18.5.).

Das ist der langfristige Trend, aber was steht heuer zu erwarten? William Gray und Philip Klotzbach (Colorado State University) legen jedes Jahr eine Prognose vor: 13 starke Stürme sollen kommen, ein größerer Hurrikan könnte die USA treffen, eher an der Ostküste bei Florida als am Golf von Mexiko. Allerdings haben die beiden in den letzten zwei Jahren falsch prognostiziert, die Stürme blieben in Häufigkeit wie Intensität unter den Erwartungen. Fest steht nur, dass Stürme kommen – und wie sie heißen, die Liste beginnt mit „Artur“, „Berta“, „Christobal“ und umfasst insgesamt 21 Namen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2008)

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