„Objekt 21“: „Ein bisserl“ Brandstiftung

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Die Neonazis der Gruppe „Objekt 21“ sollen einen Rotlichtboss als Schutztruppe gedient haben. Die Angeklagten sind teilgeständig.

Wels. „Dienstleistungen“ von Gruppen stehen offenbar hoch im Kurs: von anarchistisch-alternativ bis brutal kriminell. Hier Wiener Spekulanten, die sich zur Sicherung des Geschäfts mehrerer Punks bedient haben sollen, um unliebsame Mieter aus einem Zinshaus zu bekommen (auch wenn die Sympathie der Punks zu den Mietern wechselte). Dort ein oberösterreichischer Rotlichtboss, der angeblich auf die Dienste einer Gruppe von Neonazis zurückgriff, um sich Konkurrenten vom Leib zu halten.

In letzterem Fall ist die Konstellation nun prozessabhängig: Am Landesgericht Wels müssen sich seit Montag die zwei Anführer des rechtsextremen Vereins „Objekt 21“ wegen des Verdachts auf gleich mehrere Straftaten verantworten. Die beiden Angeklagten zeigten sich am ersten von neun anberaumten Verhandlungstagen teilgeständig.

Kulturverein statt Nazi-Klub

Die Liste der Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen die beiden Männer – sie sind 30 und 33 Jahre alt – ist lang: versuchte und vollendete Brandstiftungen in mehreren Bordellen in Salzburg, Oberösterreich und Wien, ein Bitumenanschlag auf einen Saunaklub, telefonische Bombendrohungen, ein Buttersäureanschlag auf ein weiteres Etablissement, Aussetzen teils giftiger Skorpione, mehrere Morddrohungen, Anzünden eines Autos, Einbruchsdiebstähle, Besitz verbotener Waffen und Betrügereien aller Art. Beide werden von ihrem mutmaßlichen Auftraggeber, der fünf Jahre Haft ausgefasst hat, und von einem Mittäter aus der Neonazi-Szene, der auch im Gefängnis sitzt, belastet. Für den Verteidiger der Angeklagten sind jedoch genau diese Zeugen das Problem. Schwerkriminelle, also wenig glaubwürdig. Ja, es sei „ein bisserl was“ mit Brandstiftungen, Einbrüchen und Diebstählen passiert, der 30-jährige Angeklagte habe aber nie jemanden angestiftet, einen Einbruchsdiebstahl oder Raub zu begehen.

Der so Angesprochene gab an, dass er und sein Kompagnon zwar das Sagen beim „Objekt 21“ gehabt hätten, dieses aber nur ein „Heimat- und Kulturverein“ gewesen sei. „Wenn ich eine kriminelle Organisation mache, gehe ich nicht zur BH und melde es an.“ Beide hätten vorgehabt, nach Ostdeutschland zu ziehen, ein Haus zu kaufen und dort zu leben – „weg von Österreich, weg vom Verbotsgesetz“. Fortsetzung folgt. (APA/red.)

In Kürze

„Objekt 21“ war eine neonazistische Vereinigung im oberösterreichischen Desselbrunn (Bez. Vöcklabruck). Offiziell diente der Verein der Brauchtumspflege. Bei einer Hausdurchsuchung stellten die Behörden neben Propagandamaterial auch Sprengstoff und Feuerwaffen sicher. Die beiden Anführer des Vereins sollen im Auftrag eines Rotlichtbosses mehrere Straftaten begangen haben. Sie stehen nun vor Gericht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2014)

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