Vorarlbergs SPÖ-Chef Michael Ritsch zelebriert Distanz zum Bund.
Bregenz/Wien. Es ist nicht das erste Mal, dass er mit Äußerungen in Richtung Bundespartei und Bundeskanzler Werner Faymann für Verärgerung bei seinen Genossen in Wien sorgt (siehe nebenstehenden Bericht). Schließlich hat der inzwischen 46-jährige Michael Ritsch schon nach der Landtagswahl 2009 den Absturz seiner Landespartei auf zehn Prozent und Platz vier auch auf Fehler in der Ausländerpolitik im Bund zurückgeführt.
Dabei kämpft der SPÖ-Frontmann und ehemalige Gendarm mit chronischer Schwäche seiner Landesorganisation im Westen. Bei der heurigen Wahl am 21. September muss er wegen der Kandidatur der Neos sogar ein Abrutschen auf Platz fünf und unter die Zehn-Prozent-Marke fürchten.
Als Gegenmittel setzte Ritsch schon lang vor dieser Wahl auf Distanz zur Bundespartei. Im Dezember des Vorjahres hat er sich klar gegen eine Neuauflage der rot-schwarzen Koalition auf Bundesebene ausgesprochen. Nach einer Abstimmung über den Pakt der Bundesregierung im Landesparteivorstand musste der eigens angereiste Bundeskanzler Werner Faymann sogar mit einer glatten Abfuhr heimfahren.
Der Querschläger, der einst Hoffnungsträger in Vorarlberg war, hat sich in der SPÖ politisch hochgedient: Junge Generation, Gewerkschaftssekretär, 1995 Bregenzer Stadtrat, ab 1999 Landtag, seit 2007 Partei- und Klubchef. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2014)