Ferienindustrie: Spanien gesundet am Tourismus

(c) REUTERS (ENRIQUE CALVO)
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Spanien hat so viele Urlauber wie noch nie. Der Tourismus hilft dem Land heuer erstmals aus der Rezession. Nur auf Mallorca stagnieren die Besucherzahlen.

Madrid. Spaniens Ferienindustrie boomt wie nie zuvor und beeindruckt mit Urlauber- und Umsatzrekorden. Noch nie kamen so viele ausländische Touristen nach Spanien – auch aus dem deutschsprachigen Raum.

Der Fremdenverkehr ist inzwischen Spaniens wichtigstes Wirtschaftsstandbein und wird zunehmend zum Motor, der die mühsame Fahrt aus dem Krisental antreibt. Die ausländischen Touristen stürmen Spanien derzeit geradezu: Das Jahr 2013 war bereits mit mehr als 60 Millionen Urlaubern ein historisches Rekordjahr. Doch wenn die Europäer weiterhin so auf das südeuropäische Land fliegen, das mit rund 300 Sonnentagen im Jahr werben kann, dann wird diese Marke 2014 locker übertroffen.

Mit diesen Reisespitzenwerten behauptet sich Spanien nach Frankreich und den USA als eines der beliebtesten Urlaubsländer der Welt. In den ersten sechs Monaten verzeichnete die Branche bereits einen üppigen Zuwachs von mehr als sieben Prozent: Gut 28 Millionen internationale Reisende kamen ins Land, das an seiner tausende Kilometer langen Küste über 500 Strände mit dem Qualitätszeichen der „Blauen Flagge“ zu bieten hat.
Dabei läuft die sommerliche Hochsaison, in der die Hotels in den Ferienzentren aus allen Nähten platzen, jetzt erst richtig an. Bis Ende des Jahres erwartet Tourismusminister José Manuel Soria gut 63 Millionen ausländische Gäste.

Wirtschaftslokomotive

„Der Tourismussektor ist die Lokomotive der wirtschaftlichen Erholung“, sagt José Luis Zoreda, Vizechef des Branchenverbandes Exeltur. Das Urlaubsgeschäft macht inzwischen in Spanien mehr als elf Prozent des Wirtschaftseinkommens aus und ist damit die wichtigste Säule der nationalen Ökonomie. Vor allem das dicke Plus beim Fremdenverkehr sorgt dafür, dass Spanien 2014 nach fünf flauen Krisenjahren samt Massenarbeitslosigkeit erstmals wieder ein zartes Wirtschaftswachstum von etwa einem Prozent melden kann. Fast ein Viertel der Spanien-Urlauber kommt aus Großbritannien. An zweiter Stelle stehen die Deutschen, die knapp 20 Prozent der Besucher stellen. Gefolgt von den Franzosen.

Ausgerechnet Mallorca, wo die Deutschen 45 Prozent aller ausländischen Reisenden ausmachen, profitiert nicht vom aktuellen Boom. Die Hoteliers beklagen, dass die Besucherzahlen auf der wohl bekanntesten Ferieninsel Europas stagnieren – obgleich auf hohem Niveau: Im vergangenen Jahr haben 8,5 Millionen fremde Touristen das Inselparadies besucht.

Sittengesetz für Ballermann

Die balearische Ferienhochburg Mallorca hat in der letzten Zeit mit Alkohol-, Drogen- und Sexexzessen Schlagzeilen gemacht. In der Inselhauptstadt Palma de Mallorca und am angrenzenden Strand Playa de Palma gilt diesen Sommer erstmals ein Sittengesetz, mit dem „unzivilisiertes Benehmen“ untersagt wird. Dazu gehört etwa das Sangriatrinken aus Eimern, Straßenprostitution, aber auch der „unzüchtige“ Stadtbummel im Bikini oder mit nacktem Oberkörper.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2014)

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