IBM bringt Computern menschliches Denken bei

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Der Computerchiphersteller IBM hat seinen neuen Superchip präsentiert. TrueNorth ist wie ein menschliches Gehirn aufgebaut und soll die Computerindustrie revolutionieren.

Arnold „Terminator" Schwarzenegger und Keanu Reeves als Computerhacker Neo im Film Matrix haben eines gemeinsam. Sie bekämpfen Roboter, die Personen erkennen, Lösungen finden und sogar denken können wie Menschen. Forscher von IBM haben nun einen Computerchip konstruiert, der wie ein menschliches Gehirn funktioniert und die IT-Branche revolutionieren könnte.

Sechs Jahre Entwicklungszeit, 200 Experten und 53 Millionen Forschungsgelder vom US-Verteidigungsministerium brauchte es, um den Computerchip entwickeln zu können. TrueNorth ist der erste Chip, der wie das menschliche Gehirn aufgebaut ist und in der Lage sein soll, komplexe Probleme zu lösen. Richtig eingesetzt habe der Chip das Potential, die Computerindustrie zu revolutionieren, erklärt der IBM-Chefentwickler Dharmendra Modha. Selbstfahrende Autos, Altenpflegeroboter, die erkennen, wenn ihr Patient krank ist und Suchroboter, die wie Hunde selbstständig nach bestimmten Gerüchen suchen können würden eines Tages damit möglich werden.

Der Chip selbst besteht aus 4096 einzelnen Rechenkernen mit einer Speicherleistung von 100.000 Bits. Pro Sekunde und Watt Stromverbrauch soll der Chip 46 Milliarden synaptische Rechenoperationen ausführen können, wie der IT-Blog Golem berechnete. Trotz der beeindruckenden Zahlen nur ein Bruchteil der Leistungsfähigkeit eines menschlichen Gehirns. Selbst Supercomputer müssen minutenlang rechnen, um nur eine einzelne Sekunde menschlicher Hirntätigkeit zu simulieren.

Es sei auch gar nicht notwendig, das menschliche Gehirn nachzubauen, erklärt Stephan Hutterer, Vortragender am hochkarätigen GECCO-Kongress in den USA und Experte für künstliche Intelligenz. Es gehe vielmehr darum, einzelne Bereiche mathematisch nachzubauen und so Probleme zu lösen. Gerade im Bereich der Datenverarbeitung gäbe es den größten Bedarf. Beispielsweise ist durch das Internet die Menge an Daten so groß geworden, dass Menschen sie nicht mehr verarbeiten können. Computerprogramme mit künstlicher Intelligenz würden dabei helfen, diese Informationen zu filtern und es Menschen möglich machen, sich auf die wichtigen Entscheidungen zu konzentrieren.

Dass sich das US-Verteidigungsministerium mit Millionenbeträgen an dem Projekt beteiligt, schürt die Ängste, dass die technische Errungenschaft im Krieg Verwendung finden würde. Bilder aus Hollywoodfilmen, in denen Menschen gegen bewaffnete Roboterarmeen um ihr Leben kämpfen prägen Vorbehalte gegen die Maschinen. Doch die Befürchtung, dass Computer sich gegen ihre Erschaffer auflehnen, ist absolut unbegründet, erklärt der Experte. „Ein Programm kann niemals intelligenter als sein Schöpfer werden. Es kann sich keine eigene Meinung bilden oder sich selbst mit einem Bereich beschäftigen, der ihm von seinem Programmierer nicht vorgegeben wurde", beruhigt Hutterer.

Wie die Entwicklung im Bereich der Computerchips weitergehen wird, ist noch unklar. Fest steht, dass TrueNorth nicht das Ende, sondern nur eine Zwischenstation ist, wie der IBM-Chefentwickler Modha erklärt. True North sei eine Richtung und nicht das Ende der Reise.

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