1949-1953: Das Dorf der Denker entsteht

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Anfangs ein Treffen der geistigen Elite, erwacht zusehends auch das Interesse von Politik und Medien. Die Weichen für die Zukunft des Forums werden gestellt.

Kamen schon in den ersten drei Jahren einige Nobelpreisträger nach Alpbach, so wurden in den Folgejahren die beiden Collegewochen geradezu zur Anlaufstelle von Philosophen und Literaten aus Europa. Die Attraktivität, die das Tiroler Bergdorf offensichtlich ausübte, hat selbst die Collegegründer Otto Molden und Simon Moser überrascht. Bis 1948 hatten sie nur drei Mitarbeiter zu Seite, ab den vierten Alpbach-Tagen wurde der Organisationsstab sukzessive vergrößert. Und stets lieferten die Tagungsthemen – wie etwa „Erkenntnis und Wert“ (1946), „Weltbild und Menschenbild“ (1947), „Gesetz und Wirklichkeit“ (1948) oder „Natur und Geschichte“ (1950) – die Grundlage für fruchtbare Diskussionen.

Von Beginn an wurde Alpbach zum jährlichen Treffpunkt der Wissenschaft ganz unterschiedlicher Fakultäten. Der Wiener Physiker und Nobelpreisträger Erwin Schrödinger, seit dem Jahr 1949 Vortragender bei den Hochschultagen, wurde seinem Wunsch entsprechend schließlich sogar hier in Alpbach beerdigt.

Unter den Philosophen der ersten Jahre finden sich Namen wie Ernesto Grassi (Schweiz), Julien Benda (Frankreich), Denis de Rougemont (Schweiz) oder Sir Karl Popper und der Theologe Oskar Fritz Schuh; aus dem Theaterbereich kamen Attila Hörbiger, Raoul Aslan, damals auch Burgtheaterdirektor, der deutsche Dramaturg Oskar Fritz Schuh, der Dramatiker Franz Theodor Csokor, weiters zahlreiche Schriftsteller wie Alexander Lernet-Holenia und die Dichterin Paula von Preradovic. Der Maler Herbert Boeckl war ebenso in Alpbach wie der Bildhauer Fritz Wotruba. Das sind nur einige Namen aus den ersten fünf Jahren.

Ein österreichisches Ereignis

Die Treffen einer derartigen geistigen Elite in den ersten Nachkriegsjahren Österreichs wurde auch in dem vierfach besetzten Wien (Tirol war französische Besatzungszone) mit Interesse aufgenommen. 1949 kam Unterrichtsminister Felix Hurdes nach Alpbach, 1950 folgte Bundeskanzler Leopold Figl. Damit begann für die Organisatoren aber auch eine neue Phase: Ab jetzt war Alpbach – der Name des Ortes stand und steht bis heute für die Veranstaltung und auch für Ergebnisse der Beratung – ein gesamtösterreichisches Ereignis. Erörterungen über Politik und Wirtschaft kamen hinzu. Diese Entwicklungen weckten auch das Interesse der Medien. Die Weichen wurden 1949 und 1950 gestellt, nicht für einige Jahre, vielmehr für die Jahrzehnte bis zu den gegenwärtigen Tagen.

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