Leopoldsberg: Die Angst vor Luxus auf dem Wiener Hausberg

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Aus der Burg am Leopoldsberg wird ein Hotel mit Restaurant. Bürgerinitiativen warnen vor Zwei-Klassen-Gesellschaft.

Wien.Es ist noch lange hin bis zu den nächsten Wiener Wahlen, doch am Leopoldsberg wird schon jetzt um den „kleinen Mann“ gekämpft. Genauer gesagt in der dortigen Burg, wo bis vor einem halben Jahr Werner Schmalvogl ein Gasthaus mit Altwiener Küche samt Rittersaal und Burgschauräumen betrieben hat.

Seit Dezember hat der Grundbesitzer, das Stift Klosterneuburg, einen neuen Vertragspartner: den Architekten Alexander Serda. Er wird die Burg vollständig sanieren und zu einem Hotel mit Restaurant umbauen. Und hat sich damit – noch ehe er überhaupt mit dem Entwurf des Projekts begonnen hat – Feinde gemacht.

„Wollen kein Kahlenberg zwei!“

Am Berg geht die Angst vor einer „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ um. Die Bürgerinitiative „Rettet den Leopoldsberg“ will 1400 Unterschriften gesammelt haben, um den angeblich geplanten Umbau zu einem „Luxushotel“ zu verhindern. „Damit ein Hotel sich rechnet, muss es ein großer Glaskobel sein. Aber wir wollen keinen Kahlenberg zwei“, empört sich FP-Gemeinderat Anton Mahdalik, Mitglied der Bürgerinitiative. Auf dem benachbarten Berg war ursprünglich ein Touristen-Hotel mit 53 Zimmern geplant, realisiert wurden 20 Hotel-Suiten und etwa ein Dutzend Luxus-Appartements. Was Mahdalik nicht dazu sagt: Ausflugsgäste können kostenlos die fast 900 m2 große Aussichtsterrasse nutzen.

Auch die (anonymen) Verfasser jener Zettel, die an Bäumen rund um die Burg prangen, warnen schon im Vorfeld, dass das geplante Restaurant nur noch der sogenannten Hautevolée offen stehen werde: „Der arme Arbeiter oder Pensionist soll sich hier ebenso sorglos sein Bier und Abendessen leisten können, wie es immer der Fall war unter dem früheren Pächter Schmalvogl. Unter Serda wird der Leopoldsberg bestenfalls zu einem Zwei-Klassen-Betrieb umgestaltet werden: ein elitärer Luxusbereich und ein Ausschank für das einfache Volk.“



„Der arme Arbeiter oder Pensionist soll sich hier sorglos sein Bier und Abendessen leisten können.“

Zettel an Bäumen rund um die Burg

Ex-Pächter Schmalvogl – er hat mittlerweile das Traditionsgasthaus „Zum Walfisch“ im Prater übernommen – vermutet gar, dass das Hotel nur ein Zwischenschritt ist und Serda eigentlich Luxuswohnungen in der Burg plant. Als ausgebildeter Hotelfachmann glaube er, dass „ein so kleines Hotel nicht gewinnbringend sein kann“.

Architekt Serda ist über die Kampagne gegen sein Projekt erstaunt. „Alle tun so, als würde ich ein Schlaraffenland zerstören. Das Gegenteil ist der Fall.“ Derzeit sei die Burg baufällig, der vorige Pächter habe sie völlig verwahrlosen lassen. „Das ist Substandard.“ Er, Serda, habe die Burg nach jahrelangen Gesprächen mit dem Stift am 1. Dezember 2007 übernommen und beginne nun mit der Projektentwicklung.

Überhaupt kommt die Aufregung aus seiner Sicht viel zu früh. „Derzeit gibt es noch nicht einmal Entwürfe, nur eine Grundidee für die künftige Nutzung: kleine, klosterzellenähnliche Zimmer mit Bad und ein Hochzeitszimmer.“

Fix ist lediglich, dass mit dem Umbau der Anschluss an die Kanalisation erfolgen soll; bisher hatte die Burg nur eine Senkgrube – die bei viel Betrieb am Wochenende öfters überzugehen drohte. „Wir hätten deshalb beinahe den Betrieb sperren müssen“, sagt Leopold Nußbaumer, Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe des Stifts Klosterneuburg. „Jetzt übernimmt Serda das Kanalproblem als Teil der Generalsanierung. Wir sind froh, dass wir die Kosten an ihn auslagern konnten.“

Von Luxus ist weder bei Nußbaumer noch bei Serda die Rede. „Das würde ja zum Leopoldsberg und zur Kirche gar nicht passen“, versucht der Architekt zu beruhigen. Aussichtsplattform und Kirche werden weiterhin öffentlich zugänglich bleiben, das „sehr einfache“ Hotel soll wie das Restaurant für jeden leistbar sein. Alles beim Alten also? Fast. Schweinsbraten und Mehlspeisen will Serda durch „reduzierte, gesunde Kost“ ersetzen. Ob das dem „armen Arbeiter oder Pensionisten“ schmeckt?

LEXIKON

Die Burg auf dem 425 Meter hohen Leopoldsberg (19. Wiener Bezirk) wurde im 13. Jahrhundert errichtet.Damals hieß der Berg noch Kahlenberg, seinen Namen gab er erst im 17.Jahrhundert an den benachbarten Schweins- oder Sauberg ab.

Vor der ersten Türkenbelagerung 1529 wurde die ursprüngliche Burg – sie war so groß wie das heute ummauerte Areal – in Brand gesteckt.Die Reste ließ der Besitzer, das Stift Kloster-neuburg, schleifen. Mit dem neuen Bau wurde 1683 begonnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2008)

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