Alpbach von oben: Der Blick ist das Ziel

(C) Benedikt Kommenda
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Tiroler Täler haben es radfahrtechnisch in sich, vor allem, wenn man sie quer zum Wasserlauf verlässt.

Für Vergnügungsradler gilt ja gemeinhin, dass der Weg das Ziel ist: Der Endpunkt fällt im Idealfall einer schönen Radrunde mit dem Ausgangspunkt zusammen; was zählt, ist alles dazwischen. Oder auch nicht.

Als ich nämlich neulich wieder einmal im Tiroler Alpbach bei dem nach ihm benannten Forum war, konnte ich endlich das machen, wovon ich noch bei jedem Besuch dort geträumt hatte: einmal nicht vom Tal aus hinauf auf die umliegenden Berge zu schauen, sondern umgekehrt vom oberen Rand des Tals herab. Nur: Dazu muss man erst einmal rauskommen aus der Senke, und zwar nicht in Längsrichtung, der die Alpbacher Ache folgt (oder war es umgekehrt?), sondern quer zum Wasserlauf. Eine Mountainbike-Route (Nr. 304) führt am Hotel Post vorbei zum Arzt, bis hierher ganz flach. Aber dann: rechts abbiegen und steil bergauf Richtung Bischofer Alm. Wirklich anstrengend. Gerne hätte man jene „Sauerstoffdusche“, die Bundespräsident Fischer sich in geistiger Form hierorts erwartet, physisch bei der Hand.

Weil es gar so steil ist, kommt man langsam voran, aber schnell in die Höhe. Mit jeder zweiten Spitzkehre offenbart sich ein neuer Blick auf das Denkzentrum im Tal. Mit der Bischofer Alm ist die Plagerei noch nicht vorbei, weiter und weiter geht es den Nordhang hinauf. Wenn man beim Rauffahren sicher wüsste, welche die letzte Kehre vor dem Bischofer Joch ist, würde man nicht so leicht jene Abzweigung zu einer kurzen Schiebestrecke verpassen, die Alpintouren.com empfiehlt. Dafür kommt man versehentlich ganz hinauf und sieht sich bestätigt: Der Blick ist das Ziel.

Die Frage ist angebracht, ob es klug ist, mit dem Rad hierher zu kommen statt zu Fuß – und daher gut und gern 13 Kilo Material zusätzlich den Berg raufzuschleppen. Vergnügungsfahrten sehen anders aus. Aber zumindest runter kommt man schneller als zu Fuß.

E-Mails an:benedikt,kommenda@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2014)

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