Jugend ohne Job: Falsche Bildung, falsche Verträge

(c) REUTERS (ANDREA COMAS)
  • Drucken

Durch befristete Verträge wurde laut einer neuen Expertenstudie die Jugend in Südeuropa zum Puffer der Krise. Ihre falsche Ausbildung führt zu einem nachhaltigen Problem.

Berlin. Die Jugend der südeuropäischen Länder war nicht durch Zufall von den Auswirkungen der Finanz- und Schuldenkrise am stärksten betroffen. Laut einer neuen Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat eine Spaltung des Arbeitsmarkts durch unterschiedliche Verträge und erhebliche Defizite in der Ausbildung zur hohen Jugendarbeitslosigkeit in Spanien, Portugal und Italien geführt.

In den untersuchten Ländern wurden seit den 1990er-Jahren junge Mitarbeiter in den Unternehmen vielfach nur mehr mit befristeten Verträgen beschäftigt. Sie wurden so „für viele Unternehmen ein Puffer beim rezessionsbedingten Arbeitsplatzabbau“, heißt es in der Studie. Ältere Arbeitskräfte verfügten hingegen über besonders hohen Kündigungsschutz. In Portugal und Spanien wurde diese Kluft bei Verträgen gesetzlich bereits weitgehend bereinigt, in Italien ist sie laut den Studienautoren nach wie vor vorhanden.

Ein weiterer Grund liegt im Bildungssystem. Das Angebot für eine berufsbildende Ausbildung ist in den südeuropäischen Ländern zu klein und zu theoretisch. In Spanien verbringen Schüler lediglich 25Prozent ihrer Ausbildungszeit in Betrieben. In Italien sammeln sie die einzige berufspraktische Erfahrung im Rahmen eines nicht einmal einmonatigen Betriebspraktikums. Die ZEW-Experten empfehlen eine duale Ausbildung, wie sie in Österreich praktiziert wird, bei der die Unternehmen in die Schwerpunkte der Ausbildung eingebunden werden sollten.

Warnung vor Jugendgarantie

ZEW-Präsident Clemens Fuest ist überzeugt, dass Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und staatliche Ausbildungsplätze der falsche Ansatz sind, die Jugendarbeitslosigkeit nachhaltig zu verringern. „Der Ansatz der EU, jedem Jugendlichen innerhalb von vier Monaten mit öffentlichen Mitteln irgendein Angebot zu machen (Jugendgarantie), ist daher problematisch.“ Das ZEW empfiehlt, die Ausbildung enger am Bedarf der Unternehmen zu orientieren und sich von Hürden bei der Einstellung wie beispielsweise hohen Mindestlöhnen zu verabschieden. (wb)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.