Zumindest im Konzertsaal war Sommer

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Frank Peter Zimmermann und Christian Zacharias auf Beethoven-Expedition.

Was für ein Instrument! Eine Stradivari, die laut Programmheft einst in den Händen Fritz Kreislers lag – und auf der Frank Peter Zimmermann am Mittwoch im Mozarteum seinen Abend mit frühen Beethoven-Violinsonaten – falsch, Sonaten für Klavier und Violine – bestritt. Freilich, ein Interpret muss auch damit umzugehen wissen, aber es ist schon sehr förderlich, wenn er ein Instrument spielt, das auch alle klanglichen Finessen ermöglicht, die er zu Gehör bringen will.

Seine Stradivari tut das in allen Lagen und Lautstärken. Noch im zartesten Pianissimo, gerade nur so aus den Saiten gestreichelt, verliert der Ton nichts an Substanz, auch in der kräftigsten Attacke wird er nicht grobschlächtig – und ist dem Steinway, an dem Christian Zacharias Zimmermann ein gebührend selbstbewusster Partner war, gewachsen. Muss sich der Pianist aus Rücksicht auf die Violine zurücknehmen, schadet das letztlich allen. So kann Zacharias im zweiten Satz der Es-Dur Sonate markige Akkorde setzen und auch im dritten beherzt zupacken, ohne die Violine unter sich zu begraben.

Mit der lässt sich trefflich das ganze Sonnensystem beethovenscher Violinsonaten durchmessen. Für diesmal ließ es das Duo mit der Trias der ersten drei Sonaten Opus 12 und, zur sichtlichen Freude des Publikums, mit der populären „Frühlingssonate“ bewenden, die unter dem betont kantigen Zugriff Zimmermanns eher nach Hochsommer klang (bei draußen herbstlichen Temperaturen), aber für den Namen kann Beethoven ja erwiesenermaßen nichts. Sie seien „gelehrt, gelehrt, gelehrt“, meinte zur Entstehungszeit der frühen Sonaten-Trias ein Kritiker. Was er damit angesichts des Esprits, der vor allem Nr.1 und 3 zu eigen ist, meinte, und den das Duo im Mozarteum kongenial vermittelte, wird wohl für immer sein Geheimnis bleiben.

Ein Lehrstück freilich ist es, mitzuverfolgen, wie sich Beethoven zwischen seinen ersten drei Violinsonaten und den nächsten beiden (darunter eben die „Frühlingssonate“ Opus24) kompositorisch häutete. Ist Nr.1 in D-Dur vor allem ein Kompendium der Spielfreude, in der vereinzelte Moll-Wendungen keinerlei trübenden Charakter haben (während der Moll-Einsatz in Nr. 3 bereits relevant wird), katapultierte sich Beethoven mit Opus 23 und 24 auf eine andere Umlaufbahn musikalischen Ausdrucks. Spannend, mit Zimmermann und Zacharias diesem Erschließen neuer Klangräume nachzuspüren. (hd)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2014)

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