Einer Umfrage zufolge dürften beim EZB-Stresstest Banken aus Österreich, Griechenland, Italien und Portugal durchfallen.
Wien. Kein anderes Ereignis ist für die Finanzbranche so wichtig wie der Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB). Anfang November übernimmt die EZB die Aufsicht über alle europäischen Großbanken. Dazu überprüft die EZB gerade die Bilanzen von 124 Finanzkonzernen.
Hinzu kommt ein Stresstest, der eine neuerliche Finanzkrise mit einem Konjunktureinbruch simuliert. Die Ergebnisse sollen am 17.Oktober veröffentlicht werden.
Springt der Steuerzahler ein?
Die US-Bank Goldman Sachs hat dazu 125 professionelle Anleger und Spitzenbanker befragt. Diese gehen davon aus, dass beim EZB-Test neun Institute durchfallen werden. Dabei soll es sich um Banken aus Österreich, Italien, Deutschland, Portugal und Griechenland handeln. Sie sollen 51 Milliarden Euro benötigen. Sind die Eigentümer dazu nicht in der Lage, dürfte wieder der Steuerzahler einspringen müssen.
Fix ist, dass in Österreich das Volksbanken-Institut ÖVAG den Test nicht bestehen wird. Als mögliche Problemfälle gelten auch die deutsche Commerzbank, die BCP in Portugal, die italienische Monte dei Paschi und drei griechische Institute (Alpha Bank, Eurobank und Piraeus).
In Österreich kontrolliert die EZB sieben Banken: RZB-RBI, Erste Group, Bawag, ÖVAG, Raiffeisen Landesbanken NÖ-Wien und Oberösterreich sowie über die italienische UniCredit-Group die Bank Austria. Es ist schwer einzuschätzen, was bei der EZB-Prüfung herauskommen wird.
Verschärft sich der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, droht den heimischen Banken ein riesiges Verlustpotenzial. Denn gemessen an ihrer Größe sind Österreichs Geldhäuser von allen internationalen Finanzkonzernen am stärksten in Russland vertreten. Laut früheren Nationalbank-Daten haben Österreichs Banken (vor allem Raiffeisen und Bank Austria) in Russland Kredite von 36,3 Milliarden Euro ausständig. Hinzu kommen weitere Milliarden in der Ukraine.
Mit Ausnahme der ÖVAG gehen die Chefs der heimischen Großbanken allerdings davon aus, dass sie den Stresstest bestehen werden. Die österreichische Regierung hat aber vor Kurzem im Zusammenhang mit der Hypo Alpe Adria das Bankenhilfspaket von 15 Milliarden Euro auf 22 Milliarden Euro aufgestockt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2014)