Komfort: Breite Türen, keine Schwellen

Barrierefreiheit ist nicht nur bei Behinderung sinnvoll. Ein so gestaltetes Eigenheim erleichtert das Leben auch bei temporären Verletzungen und erspart im Alter teure Umbauten.

Auf die Frage, warum es für gesunde und fitte Häuslbauer sinnvoll ist, sich mit dem Thema barrierefreies Bauen zu beschäftigen, wissen Fachleute gute Antworten: „Denken Sie an ein Gipsbein – das kann jedem passieren und schon wird für Wochen das Benutzen der Sanitärräume äußerst beschwerlich“, meint etwa Ernst Schlossnickel, der als Mitarbeiter der Wiener Stadtbaudirektion an der Entwicklung von Normen und Richtlinien für barrierefreies Bauen mitwirkt.
Bernhard Hruska, Sachverständiger und Berater für barrierefreies Gestalten, hat bei diesem Thema die fernere Zukunft im Blick. Er weist darauf hin, dass das Eigenheim für die meisten Menschen eine Investition für Jahrzehnte darstellt: „Und wir werden immer älter. Das bedeutet, dass die meisten von uns Jahre in ihrem Haus erleben werden, in denen etwa das Aufstehen schwerfällt und ein Griff in Bad und WC den Alltag wesentlich erleichtern kann.“

Nachträglich wird's teuer


Wurde beim Bau nicht für Barrierefreiheit vorgesorgt, kann aber selbst eine so simple Adaptierung wie die Montage eines Haltegriffes teuer werden, sagt Hruska: „Auf einer verfliesten Gipskartonwand beispielsweise lässt sich kein Griff vernünftig befestigen. In solch einem Fall müsste die gesamte Wand neu gebaut werden und das kostet.“ Hruska schätzt, dass für den nachträglichen Umbau eines Einfamilienhauses in vielen Fällen mehrere zehntausend Euro investiert werden müssen. „Der Mehraufwand für die barrierefreie Gestaltung eines Neubaus dagegen beträgt meist nur zwischen 3000 und 5000 Euro“, sagt er. Diese zusätzlichen Kosten werden überdies in einigen Bundesländern zumindest teilweise durch Förderungen gedeckt. Hinzu kommt, dass ein barrierefrei gebautes Einfamilienhaus auch einen höheren Marktwert hat.
Aus all diesen Gründen empfehlen die Fachleute, das Einfamilienhaus von Anfang an barrierefrei zu bauen. Das neue Heim bekommt dadurch keineswegs einen „Altersheim-Touch“. Ganz im Gegenteil: Es wird eher bequemer und attraktiver. Eine wichtige Maßnahme seien etwa breitere Türen, betont der Wiener Bau- und Landesinnungsmeister Rainer Pawlick. Sie sollten 100 statt 80 Zentimeter breit sein. Wichtig sei es auch, den Eingang zum Erdgeschoß tatsächlich barrierefrei, also möglichst ohne Stufen zu bauen, oder eine Rampe vorzusehen. Im gesamten Haus sollte auf Schwellen bei Türen zu verzichtet werden. Geschickt durchgeführt, lassen solche Maßnahmen das Haus großzügiger und komfortabler erscheinen.
Ähnlich ist es im Sanitärbereich: „Stützgriffe müssen ja nicht von Anfang an eingebaut werden. Ist der Platz dafür vorgesehen, lassen sie sich beim Auftreten von körperlichen Problemen später einfach montieren“, sagt Schlossnickel. Ansonsten wirkt ein barrierefreies Bad eher eindrucksvoller, „es ist größer, eine niveaugleiche Dusche, also ohne Duschtasse, schaut besonders attraktiv aus und liegt sogar im Trend“, meint er. Ein solches Badezimmer mache sich bereits bei kurzfristigen körperlichen Beeinträchtigungen bezahlt, ergänzt Hruska: „Mit einem Gipsfuß oder einer Gipshand oder selbst wenn einen bloß eine schwere Grippe schwächt, wird die Körperpflege in einem solchen superkomfortablen Sanitärraum wesentlich leichter und sicherer.“

Komplikationen selten


In Küche und Wohnbereich ist bei der Grundrissplanung lediglich für ausreichende Bewegungsflächen zu sorgen, um sich im Falle einer körperlichen Beeinträchtigung leichter bewegen zu können. Sinnvoll ist es außerdem, so Schlossnickel, die Treppe so zu bauen, dass sich – falls nötig – einmal ein Treppenlift installieren lässt. „Dazu muss eine gerade Treppe lediglich 100 statt 80 Zentimeter breit sein“, erklärt der Fachmann. Auch das bringe durchaus mehr Komfort und Attraktivität.
Die fachgerechte Planung eines barrierefreien Hauses stellt mittlerweile keinerlei Problem mehr dar, meint Baumeister Pawlick. „Ein Planer wird immer wieder mit dieser Aufgabe konfrontiert und kennt natürlich die entsprechenden Normen und OIB-Richtlinien.“ Nur in Ausnahmefällen müssten spezielle Lösungen gesucht werden: „Bei einem Haus auf einem stark geneigten Grundstück braucht es vielleicht zusätzliches Nachdenken, um eine optimale Lösung zu finden, aber das ist nur in wenigen Ausnahmefällen erforderlich“, so der Experte.

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