Lufthansa: Piloten streiken für ihre Frühpension

File picture cancelled flights on a flight schedule board and the logo of German air carrier Lufthansa at the Fraport airport in Frankfurt
File picture cancelled flights on a flight schedule board and the logo of German air carrier Lufthansa at the Fraport airport in Frankfurt(c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH)
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Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter für Lufthansa-Piloten soll von 58 auf 61 Jahre steigen. Die Gewerkschaft hält nichts von den Konzernplänen und rüstet zum Ausstand.

Wien. Der drohende Verlust ihrer Frühpensionsansprüche treibt die Piloten der AUA-Mutter Lufthansa erneut auf die Barrikaden: Für den heutigen Dienstag kündigte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) einen achtstündigen Streik auf dem Flughafen Frankfurt an. Der Ausstand ist ab neun Uhr früh geplant und betrifft laut VC abgehende Langstreckenflüge mit den Flugzeugtypen Airbus A380, Boeing B747, AirbusA330 und Airbus A340.

Die Gewerkschaft will mit dem Streik den Druck erhöhen. Hintergrund ist die betriebsinterne Frühpension für die rund 5400 Lufthansa-Piloten. Die Konzernführung hält diese auf Dauer für unbezahlbar und bezeichnete die Streikankündigung der Gewerkschaft als „vollkommen unverhältnismäßig“.

Es ist bereits der vierte Streik der Lufthansa-Piloten, seit die Tarifgespräche Ende August abgebrochen wurden. Ein Ausstand vor einigen Tagen in Frankfurt sei laut Lufthansa glimpflich abgelaufen, am Mittwoch fielen in München zahlreiche Flüge aus. Angerollt war die Streikwelle mit einer Arbeitsniederlegung der Piloten bei der Lufthansa-Billiglinie Germanwings. Der Unterschied zum aktuellen Streik ist jedoch, dass die lukrativen Langstreckenverbindungen bislang nicht betroffen waren.

Die Lufthansa hat am Montagnachmittag noch ihr Angebot an die Piloten konkretisiert: Die Altersgrenze für die Frühpension solle individuell anhand der Dienstjahre des jeweiligen Piloten festgelegt werden. Stichtag sei der 1.Jänner – für jedes Jahr, das zu dem Zeitpunkt zum Erreichen von 30Dienstjahren fehle, verschiebe sich der frühestmögliche Pensionsantritt um zwei Monate. Mitarbeiter, die bereits 30 Jahre oder länger für die Fluglinie arbeiten, könnten weiter mit 55 Jahren die Rente antreten. Mit der Neuregelung will die Lufthansa das Frühpensionsantrittsalter für Piloten der Lufthansa Passage schrittweise von 55 auf 60Jahre anheben. Das durchschnittliche Antrittsalter liege derzeit bei 58 Jahren und solle bis 2021 auf 61 Jahre steigen.

Der Flughafen Wien dürfte von dem Streik nicht wirklich betroffen sein. Österreicher, die von Frankfurt aus einen Langstreckenflug gebucht haben, aber freilich schon. Die Lufthansa kündigte einen Ersatzflugplan an, um die Auswirkungen auf die Passagiere so gering wie möglich zu halten.

Bei der Air France wurde bereits am gestrigen Montag gestreikt– als Auftakt für eine geplante Woche Ausstand. Dabei geht es um Pläne der französisch-niederländischen Fluglinie, Kurz- und Mittelstreckenflüge in Zukunft stärker über das Tochterunternehmen Transavia abzuwickeln. Die Gewerkschaft befürchtet, dass Jobs ausgelagert werden und die Arbeitsbedingungen sich für die Belegschaft verschlechtern.

Aktie rutschte ins Minus

Konzernchef Alexandre de Juniac rechnet nicht mit einem raschen Ende des Streiks. Die Fronten hätten sich verhärtet, so Juniac. Die Verluste durch die Streiks könnten die Fluglinie in die roten Zahlen führen – der Streik kostet das Unternehmen zehn bis 15 Mio. Euro pro Tag. Das war auch an der Börse zu spüren: Die Aktie befand sich am Montag in Paris rund vier Prozent im Minus. Sollte der Streik tatsächlich sieben Tage dauern, wäre das die längste Arbeitsniederlegung in der Geschichte der Fluglinie.

In Frankreich blieben am gestrigen Montag gut die Hälfte der Air-France-Maschinen auf dem Boden, zwischen 60 (laut Konzernspitze) und 75Prozent (laut Gewerkschaft) der Piloten beteiligten sich am Ausstand. Die Flughäfen im südfranzösischen Toulouse waren besonders betroffen: 80Prozent der Flüge gestrichen.

Auf dem Flughafen Wien ging der Ausstand der Air-France-Piloten relativ spurlos vorbei. Wie angekündigt fielen am Montag drei Flüge von Paris Charles de Gaulle nach Wien Schwechat aus, womit auch die Rückflüge hinfällig waren. Auf dem Flughafen Wien habe Normalbetrieb geherrscht, hieß es aus der Pressestelle.

Am heutigen Dienstag wollten die Piloten nur noch 40 Prozent der geplanten Verbindungen steuern, die Gewerkschaft warnte vor einer „totalen Blockade“. Kunden können ihren Flug kostenlos umbuchen oder stornieren. (ag./red.)

AUF EINEN BLICK

Die Piloten der Lufthansa treten heute, Dienstag, erneut in den Ausstand. Dieses Mal wird – anders als bei den vergangenen Streiks – die lukrative Langstrecke bestreikt. Es geht dabei um die betriebsinterne Frühpension für die rund 5400 Piloten: Die Konzernführung hält diese auf Dauer für unbezahlbar und will die Regeln für den Pensionsantritt verschärfen. Es handelt sich bereits um den vierten Streik bei der AUA-Mutter seit August.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2014)

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