Radio: Protestständchen zum Neunziger

(c) Clemens Fabry (Die Presse)
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Das österreichische Radio wird am 1.Oktober 90 Jahre alt. Prominente wollen an diesem Tag für den Erhalt des Funkhauses in der Argentinierstraße protestieren.

Die ersten Worte, die in einem österreichischen Radio zu hören waren, waren nicht spektakulär: „Hallo, hallo, hier Radio Wien auf Welle 530“ hieß es am 1.Oktober 1924 im Programm der Radio-Verkehrs-AG (Ravag). Erst nach dem Zweiten Weltkrieg und der österreichischen Besatzungszeit ging aus ihr 1958 der ORF hervor. Dieser begeht nun dieser Tage den neunzigsten Geburtstag des Radios. Mit Sondersendungen rund um eigens für das Radio komponierte Musikstücke und einer Ausstellung im Radiokulturhaus, bei der Zeichnungen von Rudi Klein, Much, Nicolas Mahler und Stefanie Sargnagel zu sehen sein werden.

Doch die Feierlichkeiten könnten ein wenig getrübt werden. Die Initiative „Radio muss im Funkhaus bleiben“ ruft am 1.Oktober zu einer Kundgebung auf. Während drinnen Radiodirektor Karl Amon und der Leiter des Radiokulturhauses, Thomas Wohinz, zur Vernissage der Ausstellung laden, soll vor dem Funkhaus in der Argentinierstraße protestiert werden. Prominente wie Lukas Resetarits, Barbara Coudenhove-Kalergi, Robert Menasse und Schauspieler Peter Matic wollen ihre Grußworte an das Medium Radio mit einer Forderung verbinden.

Torte und Überraschungsgäste

Sie sind „gegen die geplante Absiedlung aller ORF-Radios an den Stadtrand“, heißt es in einer Aussendung. Bis 2020 soll am Küniglberg in Hietzing, wo bisher nur das Fernsehen beheimatet ist, ein modernes ORF-Zentrum entstehen mit einem Newsroom für alle Radio- und Fernsehabteilungen sowie die Onlineredaktion.

Dass die Radiosender Ö1, FM4 und Radio Wien – sowie Ö3 aus Heiligenstadt – nach Hietzing ziehen, steht fest. Die ORF-Geschäftsführung hat noch offen gelassen, ob das Funkhaus verkauft wird oder als Stadtstudio mit dem angrenzenden Radiokulturhaus erhalten bleibt.

Nach dem „Fest für den Rundfunk“ auf dem Karlsplatz Mitte Juni ist die Kundgebung zum Radio-Geburtstag eine weitere Aktion der Funkhaus-Retter. Die ORF-Geschäftsführung hat sich bisher weder zu öffentlichen Briefen noch zu diesen Aktionen geäußert. Angeblich war für den 1.Oktober ein Tag der offenen Tür im Radiokulturhaus geplant. Aus Angst vor Protestaktionen und zu viel Unruhe wurde dieser wieder gestrichen.

Die Organisatoren der Kundgebung kündigen jedenfalls weitere „Überraschungsgäste“, eine Geburtstagstorte in Funkhausform und Musiker der Musikarbeiterinnenkappelle an, die dem Radio ein Ständchen singen werden. (awa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2014)

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