Glück und Unglück des David Cameron

Der britische Premier ruft sein Land zu den Waffen.

David Cameron mochte angesichts des Kriegsgedröhnes in Nahost nicht abseits stehen. Jener britische Kapuzenmann, der Scherge der IS-Milizen, der reihenweise Geiseln aufschlitzt, hat die Nation im Mark erschüttert und den Racheinstinkt der einst imperialen Militärmacht geweckt, die sich trotz aller Kritik noch immer als engster Waffenbruder der Amerikaner begreift. Ob auf dem Balkan, in Afghanistan, im Irak oder in Libyen: Die Briten sind stets an vorderster Front.

Der britische Premier hatte es darum als Schmach empfunden, als ihm im Vorjahr das Parlament – und eine Reihe seiner Tory-Abgeordneten – die Gefolgschaft für einen Krieg gegen Syriens Diktator, Assad, verweigerte. Das Trauma des Irak-Kriegs und der Hurra-Militarismus Tony Blairs steckten den Untertanen der Queen damals noch zu tief in den Knochen.

Das Votum in Westminster hat die Blamage Camerons ausgemerzt, die Royal Air Force steht in Startposition. Momentan ist die Fortüne auf Camerons Seite. Die Schotten ersparten ihm mit ihrem Nein zur Unabhängigkeit ein Desaster, und er wendete die Abstimmung clever in einen Vorteil.

Es trug ihm indes Magengeschwüre ein, wie er jüngst im Small Talk eingestand. Was er dabei sonst noch über die „schnurrende“ Queen ausplauderte, zeugte nicht von der feinen englischen Art. Ein Fauxpas, wie die Queen schon schlimmere hingenommen hat – just von eigenem Fleisch und Blut.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2014)

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