"Dialog mit meinem Gärtner": Das Glück steckt in den Gummistiefeln

Die Fusion von Kultur und Natur: Auteuil und Daroussin in „Dialog mit meinem Gärtner“. Im Kino.

Jean Beckers Altherrenstück Dialog mit meinem Gärtner scheint zunächst ein gut abgehangener Kunstschinken: Leo, pensionierter Eisenbahner und leidenschaftlicher Freizeitgärtner (lässig unterspielt von Jean-Pierre Daroussin) soll die Grünflächen eines befreundeten Malers (Daniel Auteuil) beschönen.

Der Arbeiter und der Künstler haben sich Dekaden nicht gesehen, doch die menschliche Chemie stimmt noch immer. So plaudern „Le Jardinier“ und „Le Boss“ zwischen Pinselstrichen und Unkrauttilgung über Leben, Liebe und Tod. Regisseur Jean Becker, bekannt für Kontrollwut, hat schon mehrere sympathisch simple Lebensbetrachtungen in der Provinz angesiedelt: Als bräuchten diese Geschichten (und er selbst) die Eigengesetzlichkeit der Natur im Hintergrund.

Typisch beiläufig inszeniert Becker die lakonische Alltagspoesie mit wortwitzigen Dialogen („Wie hat dir Algerien gefallen?“ „Es war sehr sandig.“) von Henri Cuecos Roman. Abgesehen vom bemühten Schluss plätschert die Tragikomödie vorteilhaft dahin, ohne sich in Bedeutungsschwere zu verfangen. Der naive Provinzler, der den jährlichen Urlaub mit Eisenbahnerkollegen in Dia-Shows Revue passieren lässt, und der gebildete Städter, der sich auf Vernissagen langweilt, stecken zwar knöcheltief im Klischee, aber man glaubt den zwei Schauspiel-Schlachtrössern die Menschen dahinter.

Beckers Leitmotiv ist das Wechselspiel zwischen Kultur und Natur: Leo trimmt Wildwuchs, beeinflusst so die Bilder des Malers. Der soll wiederum Dinge malen, die der Gärtner liebt: Gummistiefel, Taschenmesser, Salatköpfe. In Cuecos Buch ist irgendwann nicht mehr zu sagen, wer nun spricht: Künstler und Gärtner werden eine Person. Und verstehen irgendwann, dass Natur und Kultur nur zwei Seiten desselben Lebens sind. Im Hintergrund: Mozarts Klarinettenkonzert. mak

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2008)

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