Kein Ort wie Daheim

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Heimkehrende Urlauber wundern sich über die schlechte Stimmung der Daheimgebliebenen.

Der erste Schwung an Urlaubern ist heimgekehrt und wundert sich über die sagenhaft schlechte Stimmung der Daheimgebliebenen. Regen im Juli ist doch etwas Erfrischendes! Klar, das kann man genießen. Vor allem nach zwei Wochen bei 40 Grad auf einer griechischen Insel. Wo man von einer kühlen Brise geträumt hat, während die Zehen im warmen Sand vergraben waren und die Wellen sanft plätscherten. Wir genießen also gemeinsam die Tatsache, dass wir daheim einen kühlen Kopf bewahrt haben und binden den fröhlichen Urlaubsheimkehrern nicht auf den Kopf, dass ihre gute Stimmung binnen kürzester Zeit in sich zusammenbrechen wird.

Denn Versuche, die Inselstimmung in den Alltag hinüberzuretten, sind fast immer zum Scheitern verurteilt. Das Essen beim Griechen auf der Donauinsel ist zwar okay und auch dort gibt es Gelsen, aber sonst macht der Vergleich mit der kleinen Taverne am Meer nur traurig. Noch schlimmer ist die Enttäuschung, wenn man eine Flasche Ouzo mitgebracht hat und diese nicht gemeinsam mit Flossen und Schnorchel im hintersten Eck verschwinden lässt. Ouzo, Raki, Metaxa, aber auch Limoncello und all die farbenprächtigen Liköre von den schönsten Ecken dieser Welt teilen ein Schicksal: Sie schmecken daheim ganz anders. Zum Wegschütten zu schade, zum Trinken zu grauslich – auf diese Weise sammelt sich über die Jahre eine stattliche Auswahl an exotischen Alkoholika an, die man nie wieder los wird. Auch eine Form der bleibenden Erinnerung an schöne Tage.

Am besten kann man sich vielleicht noch mit tragbaren Souvenirs aus dem Alltag stehlen. Auch wenn das Top in der Strandbar besser ausgesehen hat und der Schmuck aus Ibiza im Büro nicht mehr ganz so schön glitzert – es macht irgendwie froh. Der Herbst kann warten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2008)

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