MIP-Anleger kritisieren Umgang mit Daten

ZERTIFIKATE. Lässt Grasser „Stimmen sammeln“?

wien (ju). Während „Rebellen“ und MIP-Management vor der entscheidenden Hauptversammlung am kommenden Montag (bei der es um den Sturz des von der Meinl-Gruppe eingesetzten Managements bei der Meinl International Power geht) in „offenen Briefen“ noch einmal ihre bekannten Standpunkte bekräftigten, machte sich unter MIP-Anlegern Unmut über den Umgang mit vertraulichen Bankdaten im Umfeld der HV breit: Investoren erklärten der „Presse“, sie seien vom Investmentbanker Rene Riefler in den vergangenen Tagen kontaktiert und zur Stimmabgabe im Sinne des MIP-Managements aufgefordert worden.

Das Irritierende daran: Die Investoren besitzen anonyme Zertifikate. Und rätseln jetzt, woher Riefler wissen konnte, dass sie in MIP investiert sind und sich für die HV angemeldet haben. Dieser selbst hat offenbar auch keine Lust, das Rätsel zu lösen: Mehrere konkrete Anfragen der „Presse“ blieben unbeantwortet.

Riefler bzw. dessen Consultingfirma RRS steht in einem Naheverhältnis zur MIP: RRS hat einen Beratungsvertrag mit der MIP und Riefler gilt als guter Bekannter des MIP-Managers Karl Heinz Grasser. Wie die „Presse“ erfuhr, soll Riefler „Stimmen für Grasser sammeln“. Dieser, als Chef der Managementgesellschaft hauptverantwortlich dafür, dass die Anleger seit vergangenen Sommer 210 Mio. Euro Kursverluste erlitten, während die Meinl-Gruppe gleichzeitig um mehr als 50 Mio. Euro reicher wurde, möchte sich demnach mit folgendem Plan im Sattel halten: Zustimmung zum Loslösungsplan von MIP-Chef Hans Haider, anschließend Verkauf der Managementgesellschaft an einen Investor, der Grasser weiterhin als Chef dieser Gesellschaft akzeptiert.

Für die MIP-Hauptversammlung müssen Banken teilnahmewillige Anleger mit Namen, Adresse und Passnummer (!) bei der Kontrollbank melden, die gibt die Daten seit einigen Tagen kontinuierlich an die MIP weiter. Vermutungen, dass diese Vorgangsweise allein schon gegen das Bankgeheimnis verstoße, wurden von Anwälten am Freitag dementiert. MIP verfügt damit im Vorfeld aber jedenfalls über genaue Adressen aller HV-Teilnehmer. Ob dieses Wissen beim „Stimmensammeln“ eingesetzt wird, war mangels Auskunftsfreude der Betroffenen nicht zu eruieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2008)

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