Familienkrieg als Thema bei Open-Air-Theaterproduktion

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Das Jüdische Theater zeigt Warren Rosenzweigs "Garten im Schrank", allerdings auf keiner gewöhnlichen Bühne. Er baute einen Garten auf der Wiener Mariahilferstraße auf.

Ein seltsames Schauspiel wurde Donnerstagabend auf der Wiener Mariahilferstraße geboten. Vor der Mariahilfer Kirche lieferten vier Darsteller, in einem mit Rosen geschmückten Garten, eine Performance mit ausufernder Gestik und unartikulierten Lauten. Das es sich um ein Familiendrama handle, war auch ohne Worte zu erkennen. Gelauscht wurde der zweisprachigen Tonebe des Stücks "Der Garten im Schrank" mittels Kopfhörer.

Verdrängung im ländlich-österreichischen Familienverbund, schwelende Aggression hinter einem hübschen Gartenzaun, Fremdenfeindlichkeit und wortwörtliche Leichen im Keller, das ist die jüngste Produktion des Jüdischen Theaters Austria. Dabei übersteigert das 1988 entstandene "Volksstück" des Amerikaners Warren Rosenzweig alle Klischees. Als Einleitung werden Auszüge aus Erwin Ringels "Die österreichische Seele" gelesen: Von der "Verdrängungsgesellschaft" Österreich, von der Kollektivschuld, von "vorauseilendem Gehorsam".

Bis das Familienklima wackelt

Da ist der autoritäre Vater, die alkoholisierte Mutter mit dem blauen Auge, der Kokain-sniffende Sohn
und seine Frau, die verängstigte Stimme des Gewissens. Außerdem der "Ausländerjunge", der der Familie zur allgemeinen Zufriedenheit verhilft. Aber nur, bis er mehr über die dunkle Familiengeschichte erfährt. Unausgesprochene Anschuldigungen aus einer unterdrückten Vergangenheit bringen das
Familienklima zum Überkochen. Als einzige Lösung bleibt die Verbündung gegen den Fremden, mit dem Resultat einer weiteren Leiche im Keller.

Der Autor, Regisseur und Darsteller Warren Rosenzweig gründete das Jüdische Theater Austria 1999 und ist seitdem vorwiegend mit Wanderinszenierungen unterwegs. Mit seiner gleichzeitig deutschen und englischen Tonspur erschafft Rosenzweig eine zweidimensionale Theatersprache zwischen Hörspiel und Freiluft-Installation.

(Ag./Red.)

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