Isländer bieten 4,85 Prozent für täglich fällige Einlagen. Die heimischen Banken wollen ihnen das Feld aber nicht kampflos überlassen.
Wien(höll). Die isländische Kaupthing Edge-Bank zettelt in Österreich einen Preiskampf an. Die Isländer zahlen für täglich behebbares Geld 4,85 Prozent. Es gibt keine Mindesteinlage. Die Kontoführung ist kostenlos. „Wir sind damit der beste Anbieter“, wirbt der Wiener Kaupthing-Chef Josef Leckel.
Die heimischen Banken wollen das Feld aber nicht kampflos den Isländern überlassen. „Wir werden Anfang Oktober mit neuen Konditionen herauskommen“, kündigt ein Sprecher der livebank.at an. Die Volksbanken-Tochter war bisher mit 4,55 Prozent Nummer eins. „Es ist nicht auszuschließen, dass wir die Zinsen auf 4,7 Prozent oder 4,8 Prozent anheben werden“, heißt es bei der livebank.at. Auch die bankdirekt.at (RLB Oberösterreich) wird demnächst ihre Zinssätze überarbeiten.
Die Bawag-PSK-Gruppe hat bereits Anfang September die Konditionen für Kapitalsparbücher nachgebessert. Auch die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien ist mit einer Zinserhöhung vorgeprescht. Andere warten noch ab. „Wir beobachten den Markt“, heißt es bei der ING DiBa.
In Deutschland werben die Isländer aber mit einem Zinssatz von 5,65 Prozent. „Deutschland ist anders, dort liegt das Marktniveau höher“, rechtfertigt sich Leckel. Tatsächlich ist der Konkurrenzdruck in Deutschland so groß, dass sogar Großbanken fünf Prozent zahlen.
Isländische Einlagensicherung
Wie lange bei Kaupthing-Österreich die 4,85 Prozent garantiert sind, will Leckel nicht sagen. Es handle sich aber um kein Lockangebot, man sei an einer langfristigen Kundenbeziehung interessiert. Bei Kaupthing können sämtliche Transaktionen nur online abgewickelt werden. Derzeit beschäftigen die Isländer in Wien elf Mitarbeiter. Bis Jahresende sollen es 20 bis 25 sein. Wie viele Kunden man in Österreich anpeilt, will Leckel nicht verraten. Interessierte können sich die Formulare von der Homepage herunterladen. Die Legitimation erfolgt über den Postweg.
Wichtig: Die bei Kaupthing Edge veranlagten Gelder unterliegen der isländischen Einlagensicherung. Demnach sind Guthaben bis zu 20.885 Euro abgesichert. Obwohl Island in Europa am stärksten von der Finanzkrise betroffen ist, betont Kaupthing, dass die Bank sicher sei. Trotz dieser Beteuerungen liegt die durchschnittliche Einlagenhöhe pro Kunde nur bei 22.000 Euro.
Für Sparer sind die Rekordzinsen auf Grund der hohen Inflationsrate dennoch ein Verlustgeschäft. Wer nach Abzug der Kapitalertragssteuer eine Nullverzinsung anstrebt, müsste schon 5,2 Prozent bekommen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2008)