Sommerjob bei Müllabfuhr: „Nichts für Weicheier“

(c) Klaus Höfler
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Am Trittbrett eines Müllabfuhr-Lkw durch Stadtverkehr und Siedlungen: Ein harter, aber gut bezahlter Job.

GRAZ. Gestank, überquellende Container, muffige Kellerlöcher aus denen Mülltonnen gezogen werden müssen. Was man gemeinhin mit Müllabfuhr assoziiert, klingt nicht nach Traumjob während der Ferien.

Es ist nur eine Seite. Die andere(n): Man verdient gut (1300 Euro im Monat). Der Arbeitstag kann zwar verdammt früh (4.30 Uhr) beginnen, aber endet dafür, wenn andere gerade aus der Mittagspause zurückkommen. Außerdem „kommt man viel herum und es ist zum Unterschied zum Aktensortieren in einem Büro eine körperliche Arbeit“, sagt Lukas Oberleitner. Der angehende Jus-Student werkt bereits den zweiten Sommer als Ferialpraktikant bei der Grazer Entsorgungsfirma „Saubermacher“ im Außendienst.

Sein Arbeitsplatz ist ein Fußmatten-kleines Trittbrett am Hinterteil eines mächtigen Lkw. Zeit zum Ausrasten bleibt dort wenig. Bis zu zwanzig Tonnen Müll müssen pro Tag in den Lkw-Bauch gekippt werden. Das heißt: Runter vom Lkw, Mülltonnen aus Kellerabteilen ziehen und an Fahrrädern oder anderen „Barrikaden“ vorbeischieben, zusätzlich abgelegte Sackerl, Kartons und Abfälle zusammenraffen und in den Lkw-Schlund stopfen, leere Tonne zurückschieben und dem bereits zur nächsten Station voraus gefahrenen Lkw hintennach eilen. „Kein Job für Weicheier“, sagt Oberleitners Kollege in der Führerkabine. Manche Ferialarbeiter würden „ziemlich grün daherkommen“, aber dann auch nicht lange bleiben. Der Mann lenkt den dreiachsigen Lastwagen mit routinierter Präzision durch kurvige Gassen, enge Wohnsiedlungen und über unübersichtliche Werksgelände. Immer auf der Suche nach dem Unbrauchbaren, Weggeworfenen, nach Verpackungsmaterialien und ungewollten Inhalten. Es sei ein „Learning by doing“-Job, sagt Oberleitner aus eigener Erfahrung.

Fäulnis und Essensreste

„Lieblingsmüll“ hat er keinen. Plastik ist zwar leicht, aber voluminös, Glas schwer, wird aber in Wohngegenden meist nur in kleineren Tonnen entsorgt, Grünschnitt stinkt zwar meist, die Rasenabfälle saugen dafür die ungustiöse Fäulnisfeuchtigkeit von Obst oder Essensresten auf. „Und sonst nimmt der Fahrtwind die ärgsten Gerüche“, sagt Oberleitner. Er weiß: „Wenn man etwas verdienen will, bleibt es nicht aus, dass man dreckig wird.“

Weil das Geld stimmt, sind die Jobs begehrt. Bereits zu Jahresbeginn muss man sich für eine Stelle vormerken lassen. Dass sich das Interesse für diese Tätigkeit auf Burschen beschränkt, liegt an der harten körperlichen Arbeit.

Oberleitner kurvt – je nach Tour und Tag – bis zu 120 Kilometer quer durch den Großraum Graz. Sieben Wochen waren es im vergangenen Jahr, heure sind es acht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2008)

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