Fuhrpark: Lieber Steckdose als Tankstelle?

E-Mobilität. Elektroautos können sich dank Förderung und geringen Verbrauchs rechnen.

Die Zahl der reinen Elektroautos ist auf den heimischen Straßen noch relativ überschaubar. Im Vorjahr wurden gerade einmal 2070 Fahrzeuge zugelassen. Zum Vergleich: 2013 wurden in Österreich 415.000 Neuzulassungen verzeichnet. Die Gründe für dieses Schattendasein sind schnell erklärt: deutlich höhere Anschaffungskosten, eine geringe Reichweite, die lange Aufladezeit sowie ein überschaubares Angebot an Schnellladestationen. Für so manches KMU kann es allerdings sinnvoll sein, die Anschaffung eines oder mehrerer Elektroautos in Erwägung zu ziehen – und zwar auch aus Kostengründen.

„Bei den eher höheren gewerblichen Kilometerleistungen können Elektroautos einen deutlichen Vorteil gegenüber konventionellen Fahrzeugen herausfahren“, so Helmut-Klaus Schimany, Geschäftsführer Center-Mobility und Vorstandsvorsitzender der Bundesinitiative E-Mobility Austria (BIEM). Die jährlichen Treibstoffkosten machen bei rund 15.000 gefahrenen Kilometern und einem Haushaltsstrompreis von 0,19 Euro sowie einem Verbrauch von 16 Kilowattstunden pro hundert Kilometer 456 Euro aus. Bei einem vergleichbaren Kleinwagen fallen – bei einem Treibstoffpreis von 1,4 Euro pro Liter und einem Verbrauch von 6,5 Liter pro hundert Kilometer – dagegen 1365 Euro im Jahr an. Aber auch die Betriebs- und Wartungskosten sind bei Elektroautos niedriger. „Je länger die Nutzungsdauer und je größer die jährliche Kilometerleistung, desto besser ist die Amortisationszeit der Investition“, so Schimany.

So weit, so gut. Allerdings liegen die Anschaffungskosten für ein Elektroauto um 30 bis 50 Prozent über jenen für ein normales Auto. Bei manchen Herstellern kommt dazu noch eine Batteriemiete von rund 70 Euro pro Monat.

Mehrkosten vs. Förderungen

Die gute Nachricht: Für Unternehmen, die dennoch einen Umstieg in Erwägung ziehen, gibt es eine Reihe von Förderungen. Die Investitionsoffensive des Umweltministeriums, „Klimaaktiv Mobil“, fördert etwa die Anschaffung und Umrüstung von bis zu zehn Fahrzeugen mit einem höchstzulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen mit jeweils bis zu 4000 Euro. Allein heuer stehen Betrieben – ebenso wie Städten, Gemeinden und Regionen – elf Millionen Euro zur Verfügung. Über die Modellregionen des Klima-&-Energie-Fonds können in einigen Bundesländern zusätzliche Fördermittel in Anspruch genommen werden.

Für die Anschaffung eines Elektroautos spricht neben dem Angebot an Förderungen auch die Tatsache, dass keine NOVA eingehoben wird. Damit können sich KMU einen Betrag von immerhin 16 Prozent der Anschaffungskosten sparen. Auch die motorbezogene Versicherungssteuer entfällt bei rein elektrisch betriebenen Kraftfahrzeugen. Darüber hinaus gewähren viele Versicherungen einen Nachlass von zehn bis 20 Prozent für Elektrofahrzeuge.

Laut Experten eignen sich Elektrofahrzeuge aufgrund ihrer Reichweite von rund hundert Kilometern in erster Linie für regional tätige Unternehmen. Gute Erfahrungen hat etwa der Wiener Rauchfangkehrermeister Rainer Schäffler gemacht, der mithilfe von Förderungen die meisten seiner Autos auf Elektroantrieb umgestellt und rund 7000 Euro in eine Ladetankstelle mit fünf Steckdosen investiert hat. Die Umstellung habe sich jedenfalls mehr als bezahlt gemacht. Jedes Elektrofahrzeug verursache nicht mehr als 30 Euro an Energiekosten im Monat.

Eine Herausforderung für den die Landesgrenzen überschreitenden gewerblichen Verkehr stellt die Tatsache dar, dass in Österreich noch keine durchgehende Interoperabilität der Ladestellen gegeben ist, so Gerhard Hagenauer, Head of i-Mobility bei NTT DATA Österreich. „Es kann durchaus geschehen, dass zum Laden an öffentlichen Ladestellen mehr als eine Identifizierung notwendig ist“, sagt er. Allerdings dürfe man mittelfristig darauf vertrauen, dass die Landesenergieversorger dies vereinfachen würden. Hagenauer empfiehlt Unternehmen, sich im Zweifelsfall an die Servicestellen des jeweiligen Energieversorgers zu wenden, um sich über die regionale Situation zu informieren

Web:www.klimaaktiv.at, www.biem.at,

www.umweltförderung.at

www.klimafonds.gv.at

www.e-connected.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2014)

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