Groß aufkochen, kleiner nächtigen & viel genießen

Luxustrends. In manchen Bereichen ist jetzt Bescheidenheit angesagt – aber nicht in allen.

Die naheliegende Vermutung bei Trends im Bereich der Luxusimmobilien ist, dass das Motto „schneller, höher weiter“ sinngemäß damit zu tun hat. Doch das stimmt nur bedingt, wie beispielsweise der neueste Trend zu demokratischerem Wohnen ausgerechnet in den ganz teuren Häusern an den ganz ausgesuchten Plätzen zeigt. Hier werden nämlich die privaten Räume wieder kleiner, wie Robert Rhein, Geschäftsführer von Rhein Property, der weltweit Häuser zu höheren fünfstelligen Summen pro Woche an die Superreichen vermietet, weiß. „Ich beobachte das seit einiger Zeit“, berichtet er. „So sind beispielsweise alle Häuser, die wir in St. Moritz haben, mittlerweile so angelegt, dass der Master-Bedroom nur noch unwesentlich größer ist, als die anderen Schlafzimmer des Hauses.“

Keine Schlafpaläste mehr

Vorbei scheinen also die Zeiten, als hallenartige Schlafpaläste als Statussymbol des gehobenen Wohnens galten. „Vor allem bei Häusern, die im Hinblick auf Wiederverkauf oder Vermietung gebaut werden, liegt es inzwischen absolut im Trend, das Hauptschlafzimmer nicht wesentlich größer zu machen als die anderen auch.“ Als zu peinlich werde es mittlerweile empfunden, wenn man Freunde oder auch Geschäftspartner einlädt, und dann bei der unvermeidlichen Hausführung ein riesiges persönliches Schlafgemach vorführe, während der Gast in einem wesentlich kleineren Raum nächtigen muss.
Gründe für diese Entwicklung sieht Rhein verschiedene. Zum einen komme es auch im hochwertigen Segment häufiger vor, dass sich zwei Familien ein solches Haus teilen, „und dann will natürlich niemand das kurze Streichholz ziehen, wenn er für das lange bezahlt hat“, bringt er es auf den Punkt. Zum anderen gäbe es aber überhaupt einen Trend zu mehr Dezenz bei der Zurschaustellung des persönlichen Luxus, dem diese Entwicklung entgegenkomme. Und zum Dritten erlebt der Makler die zunehmende Bedeutung von Gemeinschaftsräumen, die immer großzügiger werden, während die Schlafräume ganz klar nachrangig werden. „Das machen vor allem die Italiener ganz toll vor“, so Rhein, und verweist auf das Haus einer italienischen Magnatenfamilie im korsischen Portofino, das er betreut. „Das Anwesen gehört der Frau Mama, und ihr Schlafzimmer ist nicht einmal fünf Quadratmeter größer als das der restlichen Familienmitglieder“, so Rhein. Den Master-Bedroom des Eigentümers erkenne man bei den neuen Häusern bestenfalls noch an einem separaten Korridor dorthin, von dem etwas großzügigere Ankleidebereiche für den Hausherrn und die -dame abgehen, sagt er.

Küchen müssen was können

Auf der anderen Seite des Spektrums befinden sich dagegen im Moment die Küchen. Hier ist, anders als in den Schlafzimmern, von einer neuen Bescheidenheit nichts zu spüren, ganz im Gegenteil. „Eine integrierte Küche, die was kann, ist ganz wichtig“, erzählt Maklerin und Entwicklerin Gabi Spiegelfeld von Spiegelfeld Immobilien. Die Zeiten, in denen eine mehr oder weniger unbenutzte, aber bildschöne Designerküche als potenzieller Staubfänger in den Repräsentationsräumen stand, während das Essen von Profis in der „echten“ Küche des Angestelltentraktes zubereitet wurde, sind vorbei. Kochen ist zum Gemeinschaftserlebnis geworden, das mit Freunden und Familie zelebriert und immer mehr nachgefragt wird.
„Manche wollen unbedingt selbst kochen und die Dienste eines Kochs auch dann nicht mehr in Anspruch nehmen, wenn diese im Mietpreis inkludiert wären“, weiß Rhein. Meist läuft es dann aber darauf hinaus, dass die Hilfe des Profis allein beim Einkaufen der Zutaten geschätzt und manchmal auch mit ihm gemeinsam gekocht wird. Ein Gemeinschaftserlebnis, das eine dem Niveau des Resthauses angepasste Ausstattung erfordert, und dazu gehören ein Dampfgarer, eine Eiswürfelmaschine und der zweite Geschirrspüler, Zusatzpunkte bringen laut Rhein ein Nobel-Schinkenschneider von Berkel oder auch ein Tellerwärmer.

Service ist Trumpf

Was aber nicht heißt, dass im gehobenen Segment nun die große Do-it-yourself-Bewegung ausgebrochen ist. Wenn man vom Kochen einmal absieht, geht die Entwicklung eher in die andere Richtung: Services aller Art sind immer stärker gefragt, das fängt bereits bei der Ausstattung der Immobilie an. „Dass Liegenschaften fixfertig eingerichtet bis zur Blumenvase übergeben wurden, hat es bei Häusern ja immer schon gegeben, jetzt fängt das aber auch bei Wohnungen an, immer mehr zum Trend zu werden“, weiß Spiegelfeld um die neuen Bedürfnisse der Kundschaft speziell im Segment der Zweitwohnsitze. So gibt es für das aktuelle Projekt der Spiegelfelds mit High-End-Appartements in Kirchberg bei Kitzbühel neben den Bauplänen auch gleich Einrichtungstafeln, anhand derer die Einrichtung bis hin zu den Details ausgewählt werden kann. „Ein Service, das sehr gut ankommt“, so Spiegelfeld.
Und auch nach dem Bezug schöner Zweitwohnsitze stehen zukaufbare Dienstleistungen inzwischen ganz oben auf der Wunschliste der Bewohner. „Solche Leistungen bei den Kunden sind oftmals ausschlaggebend dafür, sich für eine Wohnung zu entscheiden“, weiß Michael Kleindienst, der im Auftrag der Mandlbauer-Gruppe für die Vermarktung sowohl der Spa- und Golf-Residenzen Bad Waltersdorf als auch der Loisium Residences in der Südsteiermark verantwortlich zeichnet. In beiden Anlagen können die Besitzer der Eigentumswohnungen auf die Services der benachbarten Hotels – des Falkensteiner-Hotels in Bad Waltersdorf und des Loisium – zurückgreifen. „So wird unter anderem die Verwaltung durch die Rezeption des Hotels gemacht, oder die Eigentümer können anrufen und Services von der Reinigung über das Bettenbeziehen bis zu frischen Semmeln vor der Tür bestellen“, erklärt Kleindienst die verfügbaren Leistungen. Der wachsende Erfolg dieser sogenannten Serviced Apartments – die auch einige Wiener Hotels mittlerweile anbieten – liegt in der Kombination aus der Privatsphäre der eigenen vier Wände und dem Service der gehobenen Gastronomie. Womit man dann doch wieder ein wenig näher an das „Schneller, höher, weiter“-Motto herankommt, das im Luxussegment auf der Hand liegt. (SMA)

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