Uruguay: Senkrechtstarter zwingt Linke in Stichwahl

Optimistisch: Oppositionskandidat Lacalla Pou am Wahltag
Optimistisch: Oppositionskandidat Lacalla Pou am WahltagREUTERS
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Bis zum Sommer war Luis Lacalla Pou ein unbeschriebenes Blatt. Nun wurde er zum ernstzunehmenden Konkurrenten für die regierende Linke.

Es war nach ersten Prognosen ein deutlicher Sieg, aber nicht deutlich genug: Tabare Vazquez (74), kandidat der linken Regierungskoalition Frente Amplio, erreichte bei der ersten Runde der Präsidentenwahl in Uruguay 47 Prozent. Dies ergaben Nachwahl-Befragungen. Da aber für einen Wahlerfolg im ersten Wahlgang mindestens 50 Prozent nötig gewesen wären, wird der künftige Staatschef nun in einer Stichwahl zwischen Vazquez und dem konservativen Kandidaten Luis Lacalle Pou (41) von der Nationalen Partei entschieden. Die Stichwahl findet am 30. November Stadt.

Lacalle Pou erhielt etwa 32 Prozent der Stimmen, an dritter Stelle lag in den Prognosen der Kandidat der ebenfalls konservativen Partido Colorado, Pedro Bordaberry, mit 13 Prozent. Die gemäßigte Linke der Partido Independiente kam demnach auf drei Prozent. Dies bedeutet, dass Lacalle Pou im zweiten Wahlgang auf einen deutlichen Zuwachs hoffen darf, denn Bordaberry sicherte noch am Wahlabend Lacalle Pou seine Unterstützung zu.

Bereits der Vater war Präsident

Die Wahlbehörde hatte am späten Sonntag nur 22 Prozent der abgegebenen Stimmen ausgezählt. Die offiziellen Ergebnisse bestätigten aber bis dahin die Tendenz der Prognosen. Auch für die Kandidaten war es sicher, dass der Nachfolger des linken Präsidenten Jose „Pepe“ Mujica bei einer Stichwahl zwischen Vazquez und Lacalle Pou bestimmt wird.

Letzterer ist erst im Juli bei parteiinternen Vorwahlen gekürt worden und war bis auf seinen Nachnamen - er ist der Sohn von Luis Alberto Lacalle Herrera, der das Land von 1990 bis 1995 regiert. Nach einem von Beobachtern als sehr professionell eingeschätzten Wahlkampf, in dem Lacalle Pou auch offensiv die sozialen Medien im Internet einsetzte, wurde er aber für das Regierungslager zum ernstzunehmenden Herausforderer.

Absolute Mehrheit im Parlament wackelt

Dieses gab sich allerdings optimistisch: „Wir sind die meistgewählte politische Kraft, müssen aber in die Stichwahl“, erklärte Vazquez am Sonntagabend vor seinen feiernden Anhängern. Lacalle Pou zeigte sich ebenfalls zuversichtlich: „Unsere Chancen, die Regierung zu übernehmen, bestehen unangetastet". Bordaberry sicherte noch am Wahlabend Lacalle Pou seine Unterstützung zu.

Die rund 2,6 Millionen Wahlberechtigten waren auch aufgerufen, die 99 Abgeordneten und 30 Senatoren neu zu bestimmen. Nach den Prognosen könnte die Frente Amplio die absolute Mehrheit in der Abgeordnetenkammer knapp verloren haben.

(APA/DPA)

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