„Der blaue Autobus“: Von Einhorn, Eichhorn und Mondhorn

„Der blaue Autobus“
„Der blaue Autobus“(c) Taschenoper/ Dimo Dimov
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Musiktheater für Kinder im Konzerthaus: „Der blaue Autobus“, farbig vertont von Martin Brandlmayr.

„Was rumpelt da, was pumpelt da? Was macht uns viel Verdruss? Es rattert durch die Innenstadt der blaue Autobus“: Wer sich an diese Zeilen erinnern kann, hat sie entweder schon als Kind geliebt oder spätestens als Erwachsener dem Nachwuchs voller Inbrunst vorgetragen. „Der blaue Autobus“, erschienen 1958, zählt gemeinsam etwa mit „Henriette Bimmelbahn“ zu den beliebtesten Kinderbüchern des deutschen Dichters und Schriftstellers James Krüss (1926–1997), der Jugendliche auch mit seinen spannenden Romanen fasziniert hat: „Timm Thaler“ zum Beispiel, in dem ein Bub nach dem Unfalltod seines Vaters sein herzliches Lachen an den buchstäblich teuflischen Baron de Lefuet verkauft. Die Verfilmung als ZDF-Miniserie mit dem jungen Tommi Ohrner entwickelte sich Weihnachten 1979 zum Straßenfeger.

Dass die einfallsreich-charmanten Bilderbuchgedichte von James Krüss auch auf die Kleinen von heute noch ihren Reiz ausüben, zumal dann, wenn sie mit den Mitteln von Musik und Theater live intensiviert werden, davon konnte sich am Wochenende ein erfreutes Publikum ab fünf Jahren im Wiener Konzerthaus (Zyklus Piccolo) überzeugen.

Rhythmen zu den Sprachspielereien

Der vielseitige, besonders in der Elektronikszene präsente Musiker Martin Brandlmayr hat nämlich den „Autobus“ als eine Art „Songspiel“ mit Intermezzi vertont, modern, farbig im Zusammenwirken von Tonalem, Atonalem, Geräusch – und stets kindgerecht fasslich: Brandlmayr gibt am Schlagzeug rhythmische Muster vor und spielt Computersounds zu, im Vordergrund steht der Text, der meist erst nach ein paar gesprochenen Versen in Gesang übergeht; Heinz-Peter Linshalm setzt mit der Klarinette manch Schräges dagegen, und Manuel Mayr steuert die Grundlage am Kontrabass bei.

Die vom Zirkus inspirierte Bühne (Charley Koroly) beherrschen die Schauspielerin und Pantomimin Ika Nord sowie die junge Sopranistin Theresa Zisser, die mit glasklarem Ton und fast durchwegs großer Wortdeutlichkeit auch den Sprachspielereien der Krüss'schen Abenteuer gerecht wird. Illustriert werden diese mit allerlei abwechslungsreich-stimmungsvollem Verkleidungs- und Requisitenzauber – vom Pudel Ottokar, dem „losen Strick“, der fast vom Autobus überfahren worden wäre, über den Mops, der nicht ständig geküsst werden wollte, bis hin zum besinnlichen Schluss mit Einhorn, Eichhorn und Mondhorn. Den Kleinen hat die Dreiviertelstunde gefallen, sie ließen sich auch im Dunklen von einer geheimnisvollen Qualle und fluoreszierenden Gespenstern nicht schrecken.

Weitere Aufführungen: Die Produktion der Wiener Taschenoper in Zusammenarbeit mit der Jeunesse ist vom 11. bis 19.April 2015 am Opernhaus Graz zu erleben und gastiert zuvor noch in Hamburg (15.11.).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2014)

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