Schach: 6050 Partien auf 550 Brettern

(c) EPA (Ralf Hirschberger)
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Die Olympiade wird weltweit von 50 Millionen Menschen via Internet verfolgt. Sie sehen auch die Spiele von zwei österreichischen Mannschaften.

Nach der hochklassigen Einzel-WM in Bonn liegt in den kommenden Tagen Dresden im Fokus der Schachfreunde. Die 38. Olympiade, die am Mittwoch feierlich und pompös in der neuen Eissporthalle Freiburger Arena eröffnet wurde, wird eine Veranstaltung der Superlative. Bis 25. November kämpfen in der Sächsischen Schweiz Mannschaften aus 152 Ländern um Gold. Mittendrin in der Elite darf auch Österreich mitmischen, angeführt werden die beiden rot-weiß-roten Mannschaften vom Kärntner Markus Ragger, der u.a. von der „Presse“ gesponsert wird, und Eva Moser. Als Topfavorit wird Russland gehandelt, der 24-malige Gewinner setzt dabei vor allem auf Superstar Wladimir Kramnik. Die Weltspitze ist fast komplett am Start, nur Anand, der Champion aus Indien, fehlt.

Die Schacholympiade wird alle zwei Jahre ausgetragen, Titelverteidiger ist Armenien. Bis zum Finale werden auf 550 Tischen 6050 Partien, beobachtet von 108 Schiedsrichtern, absolviert. Gespielt wird in elf Runden nach dem sogenannten Schweizer System, pro Mannschaft kommen vier Spieler zum Einsatz. Österreich geht mit Markus Ragger, Stefan Kindermann, Valeri Atlas, Martin Neubauer sowie mit dem Ersatzmann Siegfried Baumegger ins Rennen. Ragger ließ vor kurzem aufhorchen, als er die Nummer 13 der Welt, Sergei Movsesian, besiegte. Der 20-Jährige hofft in Dresden auf ein gutes Abschneiden – nicht nur im Team, sondern auch in der Einzelbrettwertung. Ragger ist seit März 2008 Großmeister (GM), aber aktuell „nur“ knapp unter den 300 Besten der Welt. Fast ein Heimspiel hat Kindermann, der schon bei sechs Schacholympiaden angetreten ist, Schachbücher schreibt und in München eine Akademie leitet.

Die Damen versuchen mit Eva Moser, Anna-Christina Kopinits, Julia Novkovic, Helene Mira sowie der jungen Schülerin Katharina Newrkla ihr Glück. Newrkla zeigte zuletzt bei der Jugend-WM in Vietnam auf. Während Novkovic zum ersten Mal bei einer Olympiade dabei ist, sitzt Mira zum zwölften und letzten Mal im Teambewerb am Brett. Angeführt wird das Team von der Staatsmeisterin der offenen Klasse des Jahres 2006, Moser. Kapitän Egon Brestian erhofft sich für beide Teams einen Top-30-Platz, schließlich „sind wir so stark aufgestellt wie seit dem Fall der Berliner Mauer nicht mehr“.

In Dresden werden tausende Zuschauer erwartet, neben den Hauptbewerben, die live im Internet (von 50 Millionen Menschen verfolgt) übertragen werden, gibt es Amateurturniere, Analysen und Autogrammstunden. Als Stargäste der Eröffnung konnten Soulsängerin Zascha Moktan sowie der von Stefan Raab entdeckte Grand-Prix-Teilnehmer Max Mutzke gewonnen werden. Zudem hatte die Staatsoperette Dresden besonderen Anteil an der Eröffnungsshow.

Der offizielle Song der Veranstaltung heißt treffend „The Big Game We Play“, das Motto lautet „In Dresden spielt man eine Sprache.“ Sport verbindet und Schach sieht sich als solcher. Nur mit der Aufnahme ins Olympiaprogramm hat es bislang nicht geklappt.

www.dresden2008.de

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2008)

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