Ski Alpin: Jackpot in der Wetterlotterie

(c) Gepa (Andreas Reichart)
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Peter Fill feierte sein Siegdebüt, Hans Olsson erreichte als erster schwedischer Abfahrer einen Podestplatz.

LAKE LOUISE (ag./red.). Manchmal ist selbst im Skiweltcup alles eine Frage des richtigen Zeitpunkts. Ein Eindruck, den man bei der ersten Weltcupabfahrt der Saison gewinnen konnte: Nicht nur das Können, sondern vor allem die richtige Startnummer war entscheidend. Entsprechend der Wetterlotterie fiel das Ergebnis kurios aus: Der Südtiroler Peter Fill feierte seinen ersten Weltcupsieg vor dem Schweizer Sensationsmann Carlo Janka, der mit Startnummer 65 fast noch gewann, und Hans Olsson, der als erster Schwede in der Königsdisziplin aufs Podest fuhr. Bester Österreicher wurde Georg Streitberger unmittelbar vor Klaus Kröll als Vierter.

Die weltbesten Abfahrer wie Spezialweltcupsieger Didier Cuche (32.) aus der Schweiz, US-Star und Trainingsdominator Bode Miller (16.) oder der Salzburger Ex-weltmeister Michael Walchhofer (13.), der am 15. Dezember des Vorjahres den bislang letzten Abfahrtssieg eines ÖSV-Läufers gefeiert hatte, waren diesmal chancenlos, weil ihnen das Wetter einen Strich durch die Rechnung machte. Sie landeten alle außerhalb der Top Ten.

Hermann Maier hingegen war mit Platz 17 sehr zufrieden. Das deshalb, „weil ich mit dieser Gruppe, die da um mich herum gestartet ist, habe mithalten können“, betonte der Flachauer, der mit den Folgen eines Querrisses in der Bandscheibe zu kämpfen hat. „Für mich war das Hauptproblem, dass ich mich richtig aufs Rennen einstelle. Aber die Körperspannung war wieder da.“

Startnummernrennen

Streitberger hatte mit Nummer drei wie Fill (10) und Olsson (5) die guten Bedingungen genutzt. Ebenso Janka, der, nachdem die Wolken abgezogen waren, bei Sonnenschein ins Ziel raste. Der Schweizer, der erst seine dritte Abfahrt bestritt, hatte den Erfolg von Fill beinahe noch verhindert, lag der 22-Jährige doch bis zur letzten Zwischenzeit voran. Janka, der bisher mit Top-Ten-Plätzen in der Kombination (8.) und im Riesentorlauf (9.) aufgefallen war, unterstrich damit seinen Ruf als Riesentalent im Eidgenossenteam. „Als ich an den Start kam, bemerkte ich: Die Sonne ist zurück. Also gab es nur Vollgas“, erzählte Janka nach der Fahrt über den „Olympic Downhill Run“.

Wegen der Fahrt von Janka nahm Peter Fill, Cousin von Riesentorlauf-Weltcupsiegerin Denise Karbon, erst nach dem allerletzten Läufer Gratulationen an. „Ich kann es gar nicht glauben. Es war aber auch das nötige Glück dabei“, sagte der 26-Jährige aus Kastelruth. Fill hatte vor seinem Debütsieg in der kanadischen Ölprovinz Alberta schon siebenmal den Sprung aufs Weltcup-podium geschafft, davon viermal in der Abfahrt, wobei Platz zwei in Bormio 2006 sein bisher bestes Resultat in der Königsdisziplin war.

Neben Fill und Janka strahlte aber natürlich auch Olsson. „Ich bin wirklich stolz, dass ich als erster Schwede in der Abfahrt aufs Podest gefahren bin“, wusste der 24-Jährige um seine historische Leistung. Bisher hatte Olsson, der seit neun Jahren im Winter in Tirol lebt („Da habe ich es näher zu den Rennen“), nur in der Kombination zwei Top-Ten-Plätze (bestes Ergebnis Platz vier 2006 auf der Reiteralm) vorzuweisen. In der Abfahrt war bisher Fredrik Nyberg, der am 1. Dezember 1995 in Vail Fünfter geworden war, der bestplatzierte Schwede in der Weltcupgeschichte gewesen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2008)

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